In der fünften Runde des Next Commerce Accelerator sind wieder sechs Startups dabei, die mit cleveren Ideen und aktuellen Themen überzeugen. Zwei davon stellen wir heute vor: KOALA aus Elmshorn hat mit seiner Bezahlapp für Supermärkte schon für ordentlich Aufsehen gesorgt. Und BerlinGreen liegt mit seiner tragbaren Salatfarm ebenfalls voll im Trend.
Koala will das Bezahlen in Supermärkten revolutionieren
David Scharfschwerdt und Christoph Schönfelder aus Elmshorm kennen sich bereits seit der Schulzeit und haben auch beruflich schon einiges zusammen auf die Beine gestellt. Der Informatiker David ist Geschäftsführer des Softwaredienstleisters FESforward, BWLer Christoph ist dort für Marketing und Vertrieb zuständig. Aus ihrer gemeinsamen Arbeit ist das Startup KOALA hervorgegangen, mit dem sie es jetzt in den fünften Batch des Next Commerce Accelerator geschafft haben. Ende 2018 fingen sie damit an eine App zu entwickeln, die das Bezahlen in Supermärkten wesentlich vereinfachen soll. In anderen Ländern sind verschiedene Varianten von Mobile Payment bereits weit verbreitet, Deutschland tut sich da bisher schwer. KOALA, was übrigens „Kauf ohne Aufwand und langes Anstehen“ bedeutet, will das ändern.
Christoph Schönfelder testet, ob seine KOALA-App auch in einem Spielzeug-Krämerladen funktioniert.
Mit ihrem Handy können die Nutzer über eine App die zum Kauf vorgesehenen Produkte einscannen. Ein Vorteil ist, dass man so jederzeit einen Überblick über den anstehenden Rechnungsbetrag hat. Der eigentliche Clou ist aber die integrierte Bezahlfunktion, die langes Anstehen an der Kasse überflüssig macht. Stattdessen kann man einfach über eine sogenannte Fast Lane den Supermarkt verlassen. Natürlich besteht die Gefahr, dass manche Kunden nicht ganz ehrlich sind und das Einscannen einiger Artikel „vergessen“. Zufallskontrollen sollen das verhindern. Ob sich KOALA durchsetzen kann, hängt davon ab, ob sich sowohl genug Endkunden als auch genug Einzelhändler für das System entscheiden. Ein erster Praxistest läuft gerade bei EDEKA Meyer’s Frischecenter in Pinneberg und hat auch schon für Schlagzeilen gesorgt, unter anderem in der Hamburger Morgenpost.
BerlinGreen baut die Salatfarm für Zuhause
Indoor Farming ist ein Trend, der die Ernährungsprobleme der Welt nicht lösen wird, aber zumindest in Großstädten für frische und hochwertige Ware sorgen kann, die nicht über Hunderte von Kilometern heran gekarrt werden muss. Der innerstädtische Anbau von Salat und Kräutern kann in großen Hallen stattfinden, oder in der eigenen Küche. Ein Startup, das sich die Produktion von Minigärten für die Wohnung oder das Büro vorgenommen hat, ist BerlinGreen. Der Name verrät es schon, der Unternehmenssitz befindet sich in der Bundeshauptstadt, während das Gründerpaar Filip Wawrzyniak und Olga Blaszak ursprünglich aus Polen stammt.
Filip Wawrzyniak und Olga Blaszak mit ihrer GreenBox
Die GreenBox von BerlinGreen bietet in ihrer Basisversion Platz für acht Pflanzen. Sie ist ausgestattet mit Sensoren, die den Wasserstand und die Temperatur messen und über eine App Bescheid geben, wann beispielsweise Wasser nachgefüllt werden muss. Auch die Beleuchtung per LED-Technologie lässt sich über die App steuern und passt sich zudem den unterschiedlichen Lichtbedürfnissen der Pflanzen an. Als Nährboden dienen auf Kokosnussfasern basierende Plant Plugs, in die bei Bedarf das Saatgut bereits integriert ist. Voraussichtlich wird die GreenBox regulär um die 150 Euro kosten. Erhältlich ist sie noch nicht, eine Kickstarter-Kampagne ist angekündigt.
Nach KOALA und BerlinGreen stellen wir zwei weitere Startups aus dem neuen Batch des Next Commerce Accelerator vor. Crumb hilft mit Bonuspunkten bei der Bekämpfung des inneren Schweinehundes und SymbaSync stellt Teams für Projekte in Unternehmen zusammen.
Crumb hält seine Nutzer auf Trab
Nikolas Bullwinkel hat Brand Management studiert, bei der Agentur Weischer.Media gearbeitet und die Startups des Dihital Hub Logistics in Hamburg beraten. Saad Saeed ist ein Informatiker, der vor allem bei Kreditech einige Jahre Startup-Erfahrung gesammelt hat. Kennengelernt haben sich die beiden im Frühjahr 2019 in einem Fitnessstudio. Dort waren beide längst nicht so oft, wie sie sich es ursprünglich vorgenommen hatten. Das Problem kennen viele, wenn es darum geht mehr Sport zu treiben. Irgendwas oder irgendwer kommt da immer dazwischen, im Zweifelsfall der innere Schweinehund. Aber vielleicht kann man den ja mit Leckerlis zu mehr sportlichen Aktivitäten motivieren?
Nikolas Bullwinkel und Saad Saeed aus Hamburg sind die Gründer von Crumb.
Das ist, kurz gesagt, die Idee von Crumb, dem Startup von Nikolas und Saad. Wobei sie als Leckerlis natürlich keine Süßigkeiten verteilen, das wäre eher kontraproduktiv, sondern digitale Punkte. Die können die Nutzer zum Beispiel für bestimmte Übungen einsammeln. Sind genug Punkte zusammengekommen, lassen die sich im Crumb-Shop gegen verschiedene Produkte eintauschen, die möglichst zum Thema Gesundheit passen. Rabattgutscheine für ein Fitnessstudio etwa oder für Nahrungsmittel. Zur Entspannung darf es aber auch mal ein kostenloser Monat bei einem Streamingdienst sein.
Gestartet ist Crumb kürzlich mit einer Basisversion, die die Schritte der Nutzer pro Tag zählt und in Punkte umwandelt. Das funktioniert über Apple Health, weshalb die App bisher auch nur für iPhones erhältlich ist. Gestartet sind Nikolas und Saad bei WeWork Labs. Knapp 20 Partner haben sie für Affiliate-Kooperationen schon gewinnen können und auch eine Förderung durch das Innofounder-Programm der IFB erhalten. Und jetzt einen Platz im Next Commerce Accelerator. Wenn es um Hamburger Startup-Förderungen geht, hat Crumb also schon einige Punkte gesammelt.
SymbaSync stellt die besten Teams zusammen
Von Kalifornien nach Hamburg, diese Umstellung kann zumindest im Winter eine echte Herausforderung darstellen. Glücklicherweise musste der erfahrene Unternehmer Joseph McElmeel sie nicht in einem Schritt durchziehen. Als Zwischenstation diente ihm das schottische Edinburgh, eine zwar sehr schöne, aber auch nicht von der Sonne verwöhnte Stadt. Gestartet hat der Chicagoer Joseph seine Karriere in der Musikbranche und hatte als Gründer von Musical Artists Enterprises bis zu 160 Mitarbeiter. 2014 zog er nach Edinburgh, um dort an der Uni seinen MBA abzuschließen.
Damodar Sojka und Joseph McElmeel von SymbaSync wünschen frohe Weihnachten!
Eben an dieser Hochschule studierte der Pole Damodar Sojka Computerwissenschaften. Die beiden lernten sich kennen und brachten in Schottland das Startup SymbaSync auf den Erfolgsweg. Ihr Thema ist die digitale Transformation und die Zusammenstellung von Teams, die diese am besten bewerkstelligen können. In großen Unternehmen besteht die Gefahr, dass für solche Teams immer dieselben Personen herangezogen werden. Dafür mögen persönliche Präferenzen der Grund sein oder Bequemlichkeit. Jedenfalls steht dabei die fachliche Qualifikation als eigentlich entscheidendes Kriterium nicht im Vordergrund.
Die Software von SymbaSync ändert das, denn sie wertet alle relevanten Daten der zur Verfügung stehenden Mitarbeiter aus und macht daraus einen Vorschlag für das bestmögliche Team. Das sorgt nicht nur für eine erfolgreichere Umsetzung von Projekten, sondern auch für eine höhere Zufriedenheit in der Belegschaft, weil Kompetenzen objektiv gewürdigt werden. Gestartet ist SymbaSync einstmals als Talentscout, mit seinem „Project Team Builder“ will das Startup mithilfe des Next Commerce Accelerator jetzt Kunden in Mittel- und Osteuropa gewinnen.
Sie haben bereits ein Buch geschrieben, ein Modelabel gehabt und eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durchgezogen – und das alles als Teenager. Jetzt bringen Jacob Leffers und Emil Woermann mit ihrem Startup OAK25 einen reflektierenden Rucksack auf den Markt.
Kennengelernt haben sich Jacob und Emil im Hamburger Knabenchor St. Nikolai. Naturgemäß ist die Mitgliedschaft dort zeitlich begrenzt, aber die beiden hatten nicht nur die Freude am Gesang gemeinsam, sondern auch den Spaß an technischen Tüfteleien. Und da es zu diesem Thema aus ihrer Sicht kein geeignetes Buch gab, haben sie eben selber eins geschrieben: „Secret Book for Digital Boys“ heißt es, „Das einzig wahre Handbuch für kreative Computer-Jungs“ lautet der Untertitel. Erschienen ist es 2016 im Selbstverlag, da war Emil 15 und Jacob 16. Beworben haben sie es unter anderem über an Laternenpfähle geklebte Zettel.
Jacob Leffers und Emil Woermann mit ihrem refektierenden Rucksack. Welche Strahlkraft der entwickelt, könnt ihr auf unserem Beitragsbild erkennen, bei dem ein Blitzlicht zum Einsatz kam.
Auf diese Weise wurde der Carlsen Verlag auf das Buch aufmerksam, fand Gefallen daran und kaufte die Rechte. Nach wie vor ist es im Handel erhältlich. Ein schöner Erfolg, doch auf ihren Lorbeeren wollten sich Jacob und Emil nicht ausruhen und hatten neben der Schule noch weitere Projekte am Laufen. Eines davon war ein Streetware-Label, für das sie fertig produzierte Kleidungsstücke einkauften und mit ihrem Logo veredelten. Chapter One hieß die Marke, aber da es schon andere Unternehmen mit diesem oder ähnlichen Namen gab, blieb dieser Ausflug in die Modewelt nur ein Zwischenschritt.
Der reflektierende Rucksack als bessere Alternative zur Gelbweste
Seit gut einem Jahr fokussieren sich die beiden Junggründer auf ihr neues Startup OAK25. Der Name ergibt sich aus der Adresse Eichenstraße 25, wo sich ihr kleines Büro befindet, das zugleich Teil der Wohnung der Familie Woermann ist. Emils Mutter Ines ist übrigens selber Gründerin und hat mit ihrem Chatbot-Startup helloguide schon am next media accelerator teilgenommen. OAK25 entstand unter anderem aus der Beobachtung, dass in der dunklen Jahreszeit viele Leute in knallgelben Warnwesten herumlaufen, um besser gesehen zu werden. Wirklich schön sind diese Westen allerdings nicht und zudem durch die Proteste in Frankreich inzwischen mit einer Botschaft aufgeladen, die in den meisten Fällen hierzulande sicherlich nicht beabsichtigt ist.
Schlicht, elegant und praktisch: „The Luminant Bag“ (Foto: OAK25)
Eine in vieler Hinsicht elegantere Lösung wäre da ein reflektierender Rucksack. Genau den bietet OAK25. Ein Bekannter von Jacobs Vater stammt aus der Branche und konnte den Jungs wertvolle Hilfe geben. Das Konzept und die Entwürfe stammen allerdings in den wichtigen Punkten von den beiden selbst. Dabei kommt es ihnen nicht nur auf den Sicherheitsaspekt an, sondern auch auf Design und Funktionalität. Der Rucksack selbst hat keine Signalfarbe, sondern ist in einem edlen Grau gestaltet. Eine spezielle Beschichtung sorgt dafür, dass er, wenn er angestrahlt wird, im Dunkeln unübersehbar leuchtet. Praktisch sind zudem ein Laptopfach, ein „Geheimfach“ für Wertgegenstände und einige andere clevere Details.
Das Video von OAK25 zur Kickstarter-Kampagne.
Crowdfunding brachte OAK25 den Kick
Im September 2019 war „The Luminant Bag“, wie der Rucksack offiziell heißt, dann so weit ausgereift, dass er über eine Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Als Finanzierungsziel setzten sich Jacob und Emil 18.000 Euro, genug, um eine erste Produktion zu ermöglichen. Am Ende wurden es rund 20.000 Euro, wozu wohl auch die gute Pressearbeit beigetragen hat. So berichteten unter anderem das Hamburger Abendblatt, die Hamburger Morgenpost und das Frankfurter Allgemeine Magazin. 500 Rücksäcke und 1.000 Bauchtaschen, die ebenfalls reflektieren, werden jetzt in Asien produziert. Ihre Auslieferung ist für das erste Quartal 2020 geplant. Wer möchte, kann den Rucksack über den Onlineshop bereits vorbestellen.
Emil und Jacob sind mit ihrem Rucksack auf dem richtigen Weg. (Foto: OAK25)
Für Jacob und Emil fühlt sich ihr Startup nicht wie Arbeit, sondern eher wie ein Hobby an. In mancher Hinsicht ist es das auch, allerdings auf Profiniveau. Vieles haben sie sich selbst erarbeitet, in manchen Bereichen halfen Freunde und Familie, sodass sie bisher ohne Investoren auskommen und nicht dringend auf der Suche nach welchen sind. Ihr Abitur haben beide inzwischen auch gemeistert. Jacob macht eine Ausbildung bei About You, Emil ist in seinem dualen Studium bei OTTO tätig. Beide erweitern somit ihre Kenntnisse in den Bereichen E-Commerce und IT, was zweifellos OAK25 zugutekommt. Mit ihrem Startup haben sie nämlich noch einiges vor, etwa die Entwicklung weiterer Produkte. Wenn man sich anschaut, mit welchem Tempo Jacob und Emil bisher vorgegangen sind, wird das wohl auch nicht allzu lange dauern. Obwohl eigentlich kein Grund zur Eile besteht, schließlich sind beide noch nicht einmal 20 Jahre alt.
2019 war wieder ein Jahr voller Nachrichten und Ereignisse in der Hamburger Startup-Welt. Wir haben sie dokumentiert und zum Teil auch mitgestaltet. Jetzt ist die Zeit gekommen für einen zweiteiligen Rückblick aus unserer Sicht, beginnend mit den Monaten Januar bis Juni.
Im Januar sorgte ein Hamburger Startup bundesweit für Aufregung
Die Laune war bestens beim SXSW-Pitch im finhaven.
Fintechs nehmen eine Schlüsselposition in der Hamburger Startup-Szene ein. Seit Januar 2019 haben sie in der Hansestadt sogar ihren eigenen Coworking Space in der HafenCity. Hinter dem finhaven steckt das Team, das seit Jahren das betahaus in der Schanze betreibt. Das finhaven will aber nicht nur Treffpunkt für die Finanzbranche sein, sondern vielfältige Veranstaltungen bieten. So fand dort auch unser SXSW-Pitch statt, bei dem das Publikum bestimmen durfte, welche drei Startups ein Ticket für das Festival South by Southwest in Austin, Texas gewinnen sollten. Die Wahl fiel auf DailyDress, Localyze und Tomorrow. Die beiden letztgenannten können insgesamt auf ein ziemlich erfolgreiches Jahr zurückblicken. So konnte Localyze einen Platz im amerikanischen Accelerator Y Combinator ergattern und Tomorrow sich eine Finanzierung in Höhe von 8,5 Millionen sichern.
Das Hamburger Startup, das 2019 bundesweit das größte Medienecho auslöste, war zweifellos AU-Schein.de. Anfang des Jahres folgte ein Bericht auf den nächsten über die kontrovers diskutierte Möglichkeit, sich über WhatsApp eine Krankschreibung zu besorgen. Spiegel, ZEIT, RTL und viele mehr beschäftigte das Thema über viele Monate hinweg immer wieder.
Der Februar brachte die emotionalste Startup-Geschichte
Christian und Sandra Brunner von einzigNaht mit Tochter Laura. Die Eltern haben sich bewusst dafür entschieden, das Kind nicht vor der Öffentlichkeit zu verstecken.
Ein kleiner, feiner Wettbewerb mit einen guten Riecher für preiswürdige Startups ist seit Jahren der von den Wirtschaftsjunioren Hamburg ausgerichtete Gründergeist. 2019 holte dort einzigNaht den ersten Platz und beschehrte uns die wohl emotionalste Gründungsgeschichte des Jahres. Die Tochter des Gründerpaars Sandra und Christian Brunner ist am Williams-Beuren-Syndrom erkrankt und benötigt spezielle Bekleidung. Aus der Lösung eines Problems für das eigene Kind wurde ein Geschäftsmodell, als sich herausstellte, dass noch viele andere Eltern vor ähnlichen Herausforderungen stehen.
Im März lag das Zentrum der Hamburger Startup-Welt in Texas
Die Hamburger Startup-Delegation beim SXSW-Festival.
Der März steht bei Hamburg Statups traditionell im Zeichen des „Lone Star“, des einsamen Sterns auf der Flagge von Texas. Auch dieses Jahr sind wir wieder zum SXSW Festival in der texanischen Hauptstadt Texas gereist und eine Delegation aus Startups, großen Unternehmen und Vertretern der Stadt begleitet. Die zahlenmäßig stärkste übrigens, die wir bisher betreut haben. Was die Gruppe bein größten Kultur- und Technologie-Festival der Welt erlebt hat, könnt ihr in unserem SXSW-Tagebuch nachlesen (hier, hier, hier, hier, hier und hier). Besonders gelohnt hat sich die USA-Reise für JobMatchMe. Gleich fünf neue Business Angel konnte die Plattform für nichtakademische Berufe in Austin für sich gewinnen.
Ein Megathema 2019: Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Klimawandel, Müllvermeidung und ähnliche Themen gewinnen immer mehr an Bedeutung. In 2019, dem Jahr von Fridays for Future und Greta Thunberg, sind sie endgültig ganz oben auf der Agenda angekommen. Zum Selbstverständnis vieler Startups gehört es, die Welt ein bisschen besser machen zu wollen. In Hamburg sind das zum Beispiel LignoPure, das Plastikersatz aus Stroh gewinnt, oder cirplus, ein Marktplatz recyceltes Plastik. BIO-LUTIONS konnte für seine Verpackungen und Einweggeschirr aus Agrarresten eine Finanzierungsrunde in Höhe von 8,3 Millionen Euro abschließen. Auch 2020 wird uns das Thema Nachhaltigkeit garantiert weiter beschäftigen. Wenn alles klappt, wird es mit Planet A sogar einen eigenen Accelerator dazu geben. Und der im Sommer eröffnete Impact Hub in wesentlich größere Räumlichkeiten umziehen.
Weltstars beim Food Innovation Camp und bei OMR im Mai
Jede Menge Prominenz bei beim Food Innovation Camp 2019: Henrik Hasse (Food-Aktivist), Renate Künast (MDB Bündnis 90 | Die Grünen) Fabio Ziemßen (NX-Food), Dr. Wladimir Klitschko (Klitschko Ventures) und Ralf Dümmel (DS Produkte | Die Höhle der Löwen). (Foto: Stefan Groenveld)
Nachhaltigkeit zog sich auch wie ein roter Faden durch unser Food Innovation Camp (FIC), das zum dritten Mal in der Hamburger Handelskammer stattfand und über 1.300 Besucher anlockte. So herrschte besonders hoher Andrang bei der Verköstigung der fleischlosen Burger von Beyond Beef. Beim erstmals vergebenen Beauty Award überzeugte die Naturkosmetik zum Selbermachen von hello simple das Publikum. Für gleich zwei nachhaltige Konzepte stimmte eine Fachjury bei den FIC 2019 FOOD AWARDS: die essbaren Eislöffel von Spoontainable und die Algensalate von Nordic Oceanfuits. Den Hauptpreis holte sich das Bratpulver PAUDAR. Ein weiterer Höhepunkt des FIC war die Verkündigung der Zusammenarbeit des Ex-Boxweltmeisters Dr. Wladimir Klitschko mit REWE beim Vertrieb eines Teegetränks.
Viele große Namen hatte wie gewohnt das OMR Festival Anfang Mai zu bieten: als Speaker Dart-Legende Phil Taylor, Historiker und Bestsellerautor Yuval Noah Harari, Popstar Ellie Goulding und viele mehr, im Musikprogramm unter anderem Scooter, Casper und Marteria – das Marketing-Spektakel mit mittlerweile über 50.000 Teilnehmern scheint keine Grenzen zu kennen.
Im Juni ging es noch einmal Schlag auf Schlag
Partystimmung bei 12HRS.US.
Wer glaubte, nach diesen Großereignissen würde die Hamburger Startup-Szene erstmal eine Verschnaufpause einlegen, wurde beim Blick auf den Veranstaltungskalender eines Besseren belehrt. Der Digital Kindergarten machte das Millerntor zur Spielwiese für Innovationen, die Meetup-Reihe 12min.me eskalierte weiter mit der zweitägigen Konferenz 12HRS.US und der von Studierenden organisierte ChefTreff setzte ein letztes Ausrufezeichen hinter das erste Halbjahr 2019. Zuvor hatten noch die Grundsteinlegung für Hammerbrooklyn stattgefunden und der Accelerator Plug and Play seinen Start in Hamburg verkündet. Und dann war da noch die Meldung über die Finanzierungsrunde des Jahres in Hamburg: Exporo sicherte sich 43 Millionen Euro.
Natürlich ist auch im zweiten Halbjahr noch einiges passiert in der Hamburger Start-Welt. Was genau, könnt ihr nächsten Montag bei uns nachlesen!
Beitragsbild: Food Innovation Camp 2019 (Foto: Stefan Groenveld)
Vergangene Woche haben wir für euch zusammengefasst, wie wir die erste Hälfte des Hamburger Startup-Jahres 2019 erlebt haben. Heute sind die Monate Juli bis Dezember dran. Es ist viel passiert, also los geht die Reise!
Startup-Finanzierungen waren ein heißes Thema im Juli
Hamburg ist eine reiche Stadt, doch für hier ansässige Startups ist es nach wie vor schwer, größere Finanzierungsrunden abzuschließen. Das bestätigte im Juli wieder einmal das Start-up Barometer von EY. Während im ersten Halbjahr in Berlin über zwei Milliarden Euro in Jungunternehmen investiert wurden, waren es in Hamburg nur 81 Millionen Euro. Über die Hälfte davon ging an Exporo. Der sonst so nachrichtenarme Juli sorgte in diese Hinsicht allerdings für ein paar erfreuliche Überraschungen. Bei drei Hamburger Startups klingelte es siebenstellig in der Unternehmenskasse. vilisto überzeugte mit einer smarten Heizkörpersteuerung, Fashion Cloud mit seiner Plattform für die Modebranche und OWNR mit seinem Geschäftsmodell für Wohnraum-Leasing.
Hamburg rief 2019 den Blockchain-Sommer aus
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher sprach die Eröffnungsworte bei der Konferenz BLOCKCHANCE.
Die sommerliche Serie von Finanzierungsrunden setzte sich auch im August fort. Für den Fotovoltaik-Spezialisten DZ-4 gab es 20 Millionen Euro. Vielleicht werden solche Investitionen ja irgendwann in einer Kryptowährung getätigt. Schon für 2019 hatte die Stadt Hamburg den „Blockchain Summer“ ausgerufen, unterfüttert mit einer Reihe von Projekten und Konferenzen wie der BLOCKCHANCE. Tatsächlich gibt es in der Hansestadt schon eine Reihe von Startups, die mit der für manche noch immer rätselhaften Technologie arbeiten. Ganz vorn dabei sind natürlich Fintechs wie FINEXITY und CAPinside, die beide neue Kapitalanlageformen über eine Blockchain realisieren wollen. Auch in der Logistik bieten sich sinnvolle Anwendungen. Vielleicht hat Hamburg hier wirklich die Chance, eine Führungsrolle zu übernehmen.
September brachte die Löwen zurück – und Hamburg ein neues Einhorn
„Die Höhle der Löwen“ ging im September bereits in die sechste Staffel und zeigte, zumindest was die Quoten anging, kaum Ermüdungserscheinungen. In den ersten Folgen waren gleich vier Startups mit Hamburgbezug dabei. Drei davon, nämlich Jagua for You, Taste Hero und Soummé, schnappten sich einen Deal. Nur Sofa Concerts konnte sich mit dem Löwen Georg Kofler nicht auf einen Prozentsatz bei den Anteilen einigen.
Sümmeyya Bach aus Hamburg präsentiert ihr Antitranspirant Soummé in der Höhle der Löwen. (Foto: TVNOW / Bernd-Michael Maurer)
Bei Deposit Solutions und der Deutschen Bank verliefen die Verhandlungen zum Glück erfolgreicher. Das Resultat: Hamburg hat mit dem Fintech jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein neues Einhorn, also ein Startup mit Milliardenbewertung. Auf einem guten Weg dahin ist Wunder Mobility, das weitere 30 Millionen von Investoren erhielt. Freuen konnten sich zudem die Gewinner des Hamburger Gründerpreises: Sympatient, Philipp Westermeyer und Norbert Aust.
Auch für Hamburg Startups war der September ein ereignisreicher Monat. Bei der me Convention in Frankfurt qualifizierten sich in einem Vorabwettbewerb JobMatchMe und Cuca Intima für den Reeperbahn Startup Pitch im November. Und das Food Innovation Camp hat jetzt seine eigene Webseite mit vielen News und Stories aus der Food-Szene.
Der Oktober überraschte mit einer Einladung zum Senatsempfang
Im Vergleich zum turbulenten September ging es im Oktober eher gemächlich zu. Verlässlichster Lieferant positiver Schlagzeilen war 2019 Exporo. Sowieso schon Marktführer, übernahm die Plattform für Immobilieninvestments auch noch den wichtigsten Mitbewerber Zinsland und sicherte sich somit fast schon eine Monopolstellung. Davon ist das Logistik-Starup Carrypicker noch weit entfernt, aber 2,5 Millionen Euro Fördergelder vom Bundesverkehrsministerium ermöglichen ihm zumindest, seine künstliche Intelligenz weiter auszubauen. Eine hübsche Abwechslung für die eher Coworking Spaces gewohnte Hamburger Startup-Community war der Senatsempfang anlässlich der GAN Momentum Tour. Das Globale Acceleratoren-Netzwerk machte Station in der Hansestadt und ermöglichte einen Blick in die ehrwürdigen Hallen des Rathauses.
Der Reeperbahn Startup Pitch machte den November zum Wonnemonat
Jubel, Trubel, Heiterkeit beim Reeperbahn Startup Pitch 2019 (Foto: Stefan Groenveld).
Erstmals im November machten wir von Hamburg Startups die sündige Meile zur Gründermeile. Auch sonst war einiges neu beim siebten Reeperbahn Startup Pitch. Der Hauptschauplatz, der Mojo Club, zum Beispiel, oder die fünf Masterclasses im Vorprogramm. Den Höhepunkt bildete dann wie gewohnt das große Pitchfinale mit internationaler Besetzung. Den Hauptpreis sicherte sich Hyconnect aus Hamburg mit einem Materialmix, der die Leichtbauweise von Schiffen revolutionieren könnte. Hyconnect wird mit uns kommenden März zum SXSW Festival nach Austin, Texas fahren. Ebenso dabei sind der Publikumsfavorit femtasy und Custodiex als Gewinner der Startup Stage. Der Reeperbahn Startup Pitch gehörte übrigens zum offiziellen Programm der Fintech Week, der bundesweit größten Veranstaltung ihrer Art, mit der Symbioticon als eines der vielen Programmhighlights.
Der Dezember gab Hoffnung für die Zukunft
Geld spielte in vielen Beiträgen auf unserem Blog und in diesem Jahresrückblick eine wichtige Rolle und auch im Dezember gab es diesbezüglich noch ein paar gute Nachrichten. Taste Tours sicherte sich ebenso eine Finanzierung wie HAUSGOLD. Und die Hamburger Existenzgründerinitiative Startup Port erhielt 3,5 Millionen Euro vom Bund im Rahmen eines neuen EXIST-Programmes. Das wichtigste Kapital eines Startups sind jedoch die Gründerinnen und Gründer, ihre Leidenschaft und ihre Ideen. Und da sieht es beim Nachwuchs in Hamburg gar nicht schlecht aus, wie zwei aktuelle Beispiele zeigen. Sowohl bei AFM Media als auch bei OAK25 haben die Macher ihre Unternehmerkarriere bereits während der Schulzeit gestartet. Das sind Geschichten, wie wir sie lieben und euch hoffentlich auch im nächsten Jahr immer wieder erzählen können!
Beitragsbild: Die Finalisten des Reeperbahn Startup Pitch (Foto: Stefan Groenveld)
Groß denken, gegen den Strich denken, schöpferisch sein – all das braucht es, um wirkliche Innovationen hervorzubringen. Im Arbeitsalltag ist dafür aber oft kein Platz. Das Startup Mindfracking will in Workshops mit ungewöhnlichen Aufgaben die Köpfe freipusten und Unternehmen auf Kreativkurs bringen.
Die Namensfindung des bekanntesten Berliner Fußballvereins verlief ziemlich unkompliziert. Als Inspirtationsquelle diente ein Ausflugsdampfer, mit dem einer der Gründer kurz zuvor gefahren war. Das Schiff hieß Hertha. Dagegen dauerte es gut ein halbes Jahr, bevor sich Max Garzarolli, Robert Beddies und Michael Leidenfrost auf Rotor Cyneburg einigen konnten. Dabei handelt es sich hier gar nicht um einen realen Fußballclub, sondern um ein privates Satireprojekt, das nur wenigen Insidern bekannt ist. So existiert noch nicht einmal eine eigene Webseite, dafür gibt es inzwischen sieben Vereinshymnen. Eine davon hat der kanadische Musiker Socalled komponiert.
Aus einem fiktiven Fußballverein wird ein reales Startup
Rotor Cyneburg ist eine Spielwiese für kreative, gern auch mal abwegige Ideen. Zu den bemerkenswertesten Hervorbringungen zählt ein Roman über das mysteriöse Verschwinden von Serge Blondeau, dem Starspieler von Rotor. Auch Konzerte zu Ehren des fiktiven Vereins hat es schon gegeben. Die haben natürlich im betaus in der Schanze stattgefunden, wo Robert Geschäftsführer ist und Max das offizielle Büro seines Startups Mindfracking hat. Mindfracking greift das Querdenkprinzip von Rotor Cyneburg auf und möchte damit Unternehmen auf der Suche nach Innovationen helfen.
CEO von Mindfracking: Dr. Stefan Max Garzarolli (Foto: Mindfracking)
Während seines Studiums beschäftigte sich Max mit so schönen Themen wie der Populationsdynamik und der Chaostheorie. Leider sprang danach nicht der erhoffte Job in der Forschung heraus. Also stieg er in die Werbebranche ein und arbeitete dort viele Jahre, die meiste Zeit als Freelancer. 2020 will er sich jetzt ganz auf Mindfracking konzentrieren. Wohin die Reise gehen soll, ist schon seit 2018 klar, als von XING der erste große Auftrag kam. Damals erhielten insgesamt 50 Mitarbeiter, aufgeteilt auf acht Teams, allerlei Aufgaben, die sich nur Vordergründig um den Fußball drehten.
Der eigentliche Sinn bestand darin, das kreative Potenzial der Teilnehmer zu wecken, sie auch mal in absurde Situationen zu bringen und ihre Glaubenssätze und Erwartungshaltungen zu erschüttern. „Innovation muss von innen kommen“, lautet einer von Max‘ Leitsätzen, also aus den Köpfen der Mitarbeiter. Die sind aber häufig in starren Unternehmensstrukturen gefangen und auch in gedanklichen Selbstbeschränkungen. Als Vorbilder für Gedankenfreiheit nennt Max so unterschiedliche Vorbilder wie den griechischen Philosophen Sokrates, die anarchische Komikertruppe Marx Brothers und den Wissenschaftstheoretiker Paul Feyerabend.
„anything goes“ bei Mindfracking
Feyerabend stellte sich gegen den Methodenzwang in der Forschung und konterte ihn mit dem Slogan „anything goes“. Ein Motto, das auch für die Workshops von Mindfracking gilt. Dort bekommen die Teilnehmer schon mal die Aufgabe, sich in betrunkene Angehörige der rumänischen Minderheit in der Ukraine hineinzuversetzen oder etwas Kreatives mit einer Buchstabensuppe anzustellen. Die eine richtige Lösung gibt es da nicht. Aus den Buchstabennudeln einen Satz zu bilden ist ebenso erlaubt wie die Suppe aus dem Fenster zu kippen (wenn unten nicht gerade jemand vorbeigeht).
„Machen, Digga!“ lautet der Name des Workshops, bei dem solche Aufgaben auf der Tagesordnung stehen. Oder auch ganz andere, die sich spontan ergeben, denn ein unumstößlicher Ablaufplan liegt nicht vor. Das Konzept: Nicht lange grübeln, einfach mal machen. Ein weiteres Eventformat hat die Überschrift „Experimental Traveling“. Der Begriff kommt aus dem alternativen Tourismus und beschreibt die Idee, in bekannten Urlaubsorten nicht immer nur die Hauptattraktionen zu besuchen. Sondern eine Stadt nach einem bestimmten Schema zu erkunden oder nach einem Zufallsprinzip. Hauptsache, man verlässt dabei die eingetretenen Pfade, buchstäblich und im übertragenen Sinne.
Experimental Traveling funktioniert auch wunderbar in der eigenen Heimat und lässt einen beispielsweise Hamburg mit anderen Augen sehen. Und in der Folge dann den Arbeitsplatz und die Aufgaben, die einen dort erwarten. Auf solche Reisen möchte Mindfracking seine Kunden schicken, die aus mittelständischen Unternehmen kommen können, aber auch aus Startups. Selbst die seien oft schon zu festgefahren in ihrem Denken, meint Max. Zusammen mit ihm besteht das Mindfracling-Team aus acht kreativen Köpfen, die bei Bedarf zur Verfügung stehen und unterschiedliche Kompetenzen abdecken. Querdenken können sie allerdings alle.
Ein Fahrzeug von einem Ort zum anderen zu überführen ist kein Problem, wenn man zum richtigen Zeitpunkt den passenden Fahrer dafür hat. Um ihn zu finden, bietet das Hamburger Startup ONLOGIST mit seiner Plattform für Fahraufträge die beste Lösung. Zu den Kunden gehören unter anderem fast alle relevanten Autoverleiher.
Ihre ersten Erfahrungen als Gründer machten Felix Müller und Moritz Pagendarm ab 2009 mit dem Startup Freiminuten.de. Das bot ein Bonusprogramm ähnlich wie Payback, nur dass die Kunden statt Punkten Freiminuten sammeln konnten. Zunächst lief das Geschäft ziemlich gut, aber der Anfangserfolg hielt nicht an. Freiminuten.de gibt es noch immer, doch Felix und Moritz sind schon lange nicht mehr dabei. 2012 wechselten sie von der Mobilfunk- in die Logistikbranche. Einen Anteil daran hatte auch Christian Wesner, der Erfahrungen aus dem Automobilbereich mitbrachte und noch heute als Partner bei ONLOGIST fungiert.
Felix Müller ist einer der Gründer und Geschäftsführer von ONLOGIST.
ONLOGIST, der Name ihres neuen Startups, setzt sich aus den Begriffen Online und Logistik zusammen. Die Grundidee ist die vieler Jungunternehmen: Es gibt einen bereits länger existierenden Geschäftsbereich, dessen Digitalisierung und Abwicklung über das Internet die Arbeit aller Beteiligten erleichtert. Konkret bietet ONLOGIST eine Plattform für die Überführung von Fahrzeugen. Beispielsweise befindet sich ein Mietwagen an Ort A, wird aber schnellstmöglich an Ort B benötigt. Also braucht man einen Fahrer, der diesen Job erledigt.
In den meisten Fällen braucht ONLOGIST nicht mehr als zehn Minuten zur Vermittlung
Auf diese Tätigkeit haben sich sowohl Unternehmen als auch Selbständige spezialisiert, doch wer steht zum gewünschten Zeitpunkt für einen Auftrag zur Verfügung? Das herauszufinden kostet einige Mühe, zumal, wenn nur die berühmt-berüchtigten Exceltabellen als Hilfsmittel dienen. Viel einfacher wäre es doch, den ganzen Prozess über eine zentrale Anlaufstelle im Internet abwickeln zu können. Genau das macht ONLOGIST möglich. Wer eine Fahrzeugüberführung auf der Plattform online oder per App in Auftrag gibt, bekommt in rund 80 Prozent der Fälle bereits innerhalb von zehn Minuten den passenden Fahrer vermittelt.
Zum Gesamtpaket gehört aber nicht nur die bloße Vermittlung, bei der intelligente Algorithmen für das optimale Ergebnis sorgen. Eingeschlossen sind zudem der digitale Vertragsabschluss, ein Abrechnungssystem für die Rechnungsstellung, ein hundertprozentiger Versicherungsschutz und im Ernstfall ein Schadenmanagement mit Fotodokumentation und Archivierung. Die Anmeldung auf der Plattform ist für alle Beteiligten kostenlos, ONLOGIST erhält lediglich eine Provision vom Fahrdienstleister bei erfolgreicher Auftragsabwicklung.
Aufträge lassen sich ganz einfach per App erteilen. (Foto: ONLOGIST)
Falls es mit ONLOGIST nicht geklappt hätte, wären Felix und Moritz trotzdem nicht in ein unternehmerisches Loch gefallen. Parallel zu ihrem Startup haben sie nämlich noch die Digitalagentur superdigital aufgebaut. Als Backup ist die aber gar nicht nötig, denn die Überführungsplattform kam ziemlich schnell gut an in der Branche und schreibt seit vier Jahren schwarze Zahlen. Der Fokus lag dabei immer auf maßvollem Wachstum und nicht auf einem schnellen Exit. Dementsprechend hat ONLOGIST außer von der Hamburger IFB bisher keine Finanzierung erhalten. Das könnte sich in diesem Jahr ändern, da die Ausweitung des Geschäftsbereichs auf der Agenda steht.
2020 steht die europaweite Expansion auf dem Programm
Schon die 2019 nach einer erfolgreichen Pilotphase gestartete Zusammenarbeit mit der Werkstattkette A.T.U stellte einen neuen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte dar. Jetzt gilt es, den bisher auf Deutschland konzentrierten Service europaweit anbieten zu können, was im Einzelfall auch schon geschieht. Über 9.000 Dienstleister haben sich auf der Plattform registriert und im vergangenen Jahr mehr als 400.000 Fahraufträge erledigt. Echte Konkurrenz gibt es hierzulande nicht. FlipCar, bekanntgeworden durch den Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“, bietet zu überführende Autos als Mietwagen an und hat damit ein cleveres Geschäftsmodell entwickelt. Es kann aber sicherlich nicht flächendeckend funktionieren und stellt nur eine Ergänzung zu ONLOGIST dar.
Für den Komplettservice sorgt bei dem Startup ein Team von insgesamt 14 Personen. Dem Zusammenhalt dient unter anderem der Kochtag am Mittwoch, an dem jeweils ein Mitarbeiter für alle Kollegen seine kulinarischen Künste zelebriert. Das sind so Kleinigkeiten, die nicht über Wohl und Wehe eines Unternehmens entscheiden, aber zum langfristigen Erfolg beitragen können. Und den hat ONLOGIST mittlerweile offensichtlich vorzuweisen.
Einer der Gewinner des German Design Award 2020 ist das Hamburger Startup Cherrydeck. Die Auszeichnung erhält es für sein „Excellent Communication Design“. Tatsächlich brachte die Neugestaltung der Webseite nicht nur Lob von Designexperten, sondern auch messbar mehr Geschäftserfolg. Hier erfahrt ihr, wie es dazu kam.
Als Cherrydeck im Herbst 2017 startete, stand bei der Gestaltung der Webseite zunächst einmal die Funktionalität im Vordergrund. Die Nutzer sollten eine möglichst schnelle und einfache Übersicht über Fotografen bekommen, die sich auf Instagram präsentieren. Dafür musste zunächst das Backend einwandfrei funktionieren, also die Software im Hintergrund, die die Suche nach den passenden Fotografen möglich macht. Das Frontend, also die optische Umsetzung der Seite, war hauptsächlich auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet.
Philipp Baumgaertel, Gründer von Cherrydeck, und Falko Ohlmer von Arndt Benedikt
Der Erfolg gab Cherrydeck zunächst Recht. Die Plattform erfüllte ihre Aufgabe, nämlich die Fotografen und ihre Kunden zusammenzubringen. Irgendwann im Jahr 2018 kam dann der Moment, wo Falko Ohlmer auf Philipp Baumgaertel zuging und vorschlug, mal etwas zusammen zu machen. Falko ist Mitgründer der Designagentur Arndt Bendedikt, Philipp Gründer von Cherrydeck. Die beiden kennen sich schon ein paar Jahre und singen auch bei den Hamburger Goldkehlchen. Mit „etwas zusammen machen“ meinte Falko vor allem die Überarbeitung der Webseite von Cherrydeck.
Die Einzigartigkeit einer Marke sollte sich in der Webseite widerspiegeln
Aus seiner professionellen Sicht gab es da nämlich deutlichen Optimierungsbedarf. Das Startup agiert schließlich in einer Branche, in der es um visuelle Exzellenz und Originalität geht. Diese Faktoren, die den Unterschied ausmachen, sollten sich idealerweise im eigenen Auftritt widerspiegeln. Im ersten Schritt ging es zunächst darum, die Marke Cherrydeck zu definieren, um dann einen eigenen Stil für sie zu kreieren und sie emotional aufzuladen. Falko und sein Team standen dabei im engen und stetigen Austausch mit dem vierköpfigen Team von Cherrydeck. Diese agile Herangehensweise ermöglichte es, den kreativen Rebranding-Prozess innerhalb weniger Wochen durchzuziehen.
Screenshot von der alten Cherrydeck-Webseite…
So zügig kann es allerdings nicht immer ablaufen, gerade bei größeren Unternehmen, für die Arndt Benedikt auch tätig ist, sind die Entscheidungswege naturgemäß länger. Startups mit ihren flachen Hierarchien und wenigen Entscheidern sind da im Vorteil. Für junge Unternehmen ist es extrem wichtig, sich klar im Markt zu positionieren und gegenüber Mitbewerbern herauszustechen. Eine optisch ansprechende Webseite kann heutzutage fast jeder auch ohne große Programmierkenntnisse gestalten. Dabei helfen Webbaukästen wie Jimdo oder Wix. Der Nachteil ist, dass sich viele Webseiten sehr ähneln und die Einzigartigkeit einer Marke nicht angemessen abbilden.
Cherrydeck bekam eine neue Schrift und Rot als markante Farbe
Um das zu erreichen, muss man aber nicht gleich alles infrage oder auf den Kopf stellen. Cherrydeck heißt nach wie vor Cherrydeck und verwendet für das Logo Großbuchstaben. Die dafür genutzte Schrift ist dagegen neu und eine Maßanfertigung. Sie wirkt voller als die bisherige Typo und zugleich eleganter, was für den gesamten neuen Auftritt gilt. Dazu trägt nicht zuletzt die Verwendung von Farben bei. Dominierten früher Schwarz- und Grautöne, erscheinen jetzt mehr Weißflächen und sorgt ein Signalrot für Akzente. Das passt zur im Namen enthaltenen Kirsche und kommt dort zum Einsatz, wo die Nutzer aktiv werden könnnen. Daher ist die neue Farbgebung nicht nur ästhetischer Selbstzweck, sondern verbessert auch die Usability.
…und von der neuen.
Die Jury des German Design Award fasst das Ergebnis des Rebrandings in ihrer Begründung für die Auszeichnung so zusammen: “ Name und Logo bilden eine unzertrennliche Einheit mit starker Präsenz, was zusammen mit den markanten Farben – Schwarz, Rot und Weiß – eine hohe Wiedererkennbarkeit der Marke gewährleistet.“ Solche lobenden Worte von kompetenter Stelle sorgen natürlich für Prestigegewinn in der Branche. Aber schlägt sich der Nutzen der Neugestaltung auch in objektiven Zahlen nieder? Ja, bei Cherrydeck ist das der Fall. Direkt nach dem Relaunch im Februar 2019 ist der Wert für die Neukundengewinnung deutlich gestiegen. Da die Webseite der entscheidende Vertriebskanal für das Startup ist, lässt sich der Vorher-Nachher-Effekt eindeutig nachweisen.
Mit den bestehenden Elementen kann das Team von Cherrydeck gestalterisch eigensändig weiterarbeiten. Das trifft sich gut, da auch das Geschäftsmodell ständig ausgebaut wird. Neben Fotografen haben auf der Webseite inzwischen auch Models ihre Plattform. Außerdem berät das Startup Unternehmen bei ihren Marketingaktivitäten und vermittelt beispielsweise Influencer, die zugleich Fotografen sind und daher visuell hochwertige Posts liefern können. Es kommt eben überall nicht zuletzt auf die richtige Optik an.
Eine aktuelle Gründerstudie der Commerzbank befasst sich mit den Herausforderungen von Gründerinnen und Gründern. Jetzt wurden auch Zahlen speziell für die Metropolregion Hamburg veröffentlicht. Da haben wir uns einmal genauer angeschaut und für euch herausgefunden, welche Ergebnisse besonders aussagekräftig sind – und welche nicht.
Zunächst eine paar grundsätzliche Infos zu der Gründerstudie, die das renommierte Marktforschungsunternehmen Ipsos im Juli und August 2019 durchgeführt hat. Daran teilgenommen haben rund 3.000 Gründerinnen und Gründer aus ganz Deutschland. Davon stammen 100 aus der Metropolregion Hamburg. Die Befragten kommen aus allen Branchen und Bereichen, beschränken sich also nicht nur auf die Startup-Szene. Trotz der insgesamt recht hohem Fallzahl ist die Erhebung nur bedingt repräsentativ. So sind beispielsweise 80 % der Teilnehmer männlich, während der KfW-Gründungsmonitor für 2018 bei 547.000 Gründungen einen Frauenanteil von fast 40 % ermittelt hat.
In Hamburg ist der Ärger mit der Bürokratie geringer
Ungeachtet dessen bietet die Studie aber eine Reihe von Resultaten, die die Wirklichkeit von Entrepreneuren glaubhaft widerspiegeln. Das gilt sicherlich für die Frage nach den größten Herausforderungen. Kundengewinnung und die Finanzierung des Unternehmens stehen dabei mit ganz oben auf der Liste. Bundesweit das größte Problem sind allerdings die Bürokratie und gesetzliche Vorgaben; 45 % ärgern sich darüber ganz besonders. In Hamburg ist der Wert mit 29 % signifikant niedriger. Hier scheinen die Behörden und Institutionen der Hansestadt also einiges richtigzumachen.
Sind Hamburgs Gründerinnen und Gründerinnen besonders idealistisch? Das könnten die Antworten bezüglich der Unternehmensziele im ersten Geschäftsjahr nahelegen. 34 % wollen nämlich „etwas bewegen/aktiv gestalten“, das liegt etwas über dem Bundesdurchschnitt. Insgesamt sind aber Kundengewinnung und Umsatz die meistgenannten Ziele. Bei den Motivationen ergibt sich in Deutschland insgesamt wie ein Hamburg ein einheitliches und eindeutiges Bild. „Etwas Eigenes aufbauen“ und „der eigene Chef sein“ stehen mit Werten zwischen 43 und 52 % klar an der Spitze. „Mehr Geld verdienen“ folgt mit weniger als 30 % erst an sechster Stelle.
Geld ist knapp, das Personal auch, aber Netzwerken funktioniert
Wie schon erwähnt, zählt die Unternehmensfinanzierung zu den größten Herausforderungen. Kein Wunder, wenn 80 % der Hamburger Jungunternehmen vor allem mit den Ersparnissen der Gründerinnen und Gründer klarkommen müssen. Öffentliche Fördermittel erhalten nur 8 % der Befragten, bei Investitionen von Business Angels und VC-Firmen sieht es noch bescheidener aus. Kein Wunder, dass das Startkapital bei vielen ziemlich überschaubar bleibt. Bei den Hamburger Teilnehmern der Gründerstudie mussten 56 % zu Beginn mit höchstens 50.000 Euro auskommen. Wenig erstaunlich, dass das Startkapital bei 44 % dann weniger als sechs Monate gereicht hat.
Trotzdem sehen nur 11 % die finanzielle Lage als größtes Hindernis für die Weiterentwicklung ihres Unternehmens. Eine größere Herausforderung ist es offensichtlich, das geeignete Personal zu finden. Und auch die Kundengewinnung rangiert hier wieder ganz weit oben. Kunden und Mitarbeiter lassen sich eventuell über das Internet finden oder aber auf Netzwerkveranstaltungen. Hier hat die Großstadt Hamburg einen kleinen Standortvorteil. 43 % der hier Befragten nutzen solche Events als Informationsquelle, bundesweit sind es nur 28 %. Das allein macht aber noch keinen gründerfreundlichen Standort aus. 61 % nennen die Bedingungen in Hamburg sehr gut oder gut. In ganz Deutschland sind es 63 %, in München sogar 71 %. Da ist also noch Luft nach oben. Bei der Gründungsbegeisterung dagegen kaum: Durch die Bank geben über 70 % an, sie würden auf jeden Fall wieder gründen, gut 20 % zumindest vielleicht. Das sollte doch allen, die vor der Entscheidung stehen, sein eigener Boss zu sein, doch Mut machen!
Geheiratet wird immer und überall. In Deutschland ist die Zahl der Eheschließung in den letzten Jahren wieder gestiegen und in vielen Ländern sind Hochzeiten sowieso das Familienthema Nummer 1. Das Hamburger Startup MyLocalWedding will daher mit seiner Plattform für Hochzeitsplanungen kein lokaler Anbieter bleiben, sondern Schritt für Schritt die Welt erobern.
Florentina Hysenaj hat eine wirklich große Familie. Da wären nicht nur die vier Geschwister, sondern auch noch über 40 Cousinen und Cousins, die meisten davon im heiratsfähigen Alter. Florentina stammt ursprünglich aus dem Kosovo, im Alter von fünf Jahren kam sie als Flüchtlingskind nach Deutschland und hat noch Erinnerungen an den Krieg in ihrer früheren Heimat. Der ist allerdings in der Familie längst nicht ein so großes Thema wie Hochzeiten. Alle reden ständig darüber, denn bei vielen Kosovaren sind das Heiraten und die damit verbundenen Feierlichkeiten eine enorm wichtige und auch kostspielige Angelegenheit.
Vom Hochzeitsmuffel zur Hochzeitshelferin
Manchmal fühlte sich Florentina bei den Gesprächen darüber als Außenseiterin. Sie hatte andere Interessen, zum Beispiel ihre berufliche Karriere. Wegweisend dafür war eine einjährige Tätigkeit als Werkstudentin im Digitalbereich des Verlags Gruner + Jahr für die Titel Brigitte und Gala. Das inspirierte sie dazu, sich als Webdesignerin selbständig zu machen. Die kreative Arbeit für andere machte ihr Spaß, doch langfristig wollte sie sich lieber etwas Eigenes aufbauen. Die passende Idee dafür entstand ausgerechnet bei einem weiteren Gespräch übers Heiraten im November 2017.
Eine Cousine beklagte sich darüber, dass bei der Vorbereitung auf ihre Hochzeit die Gefühlsebene zu kurz gekommen sei, was auch an der nüchternen Art der beauftragten Unternehmen gelegen habe. Florentina erkannte das Potenzial für ein erfolgversprechendes Startup und hatte schnell das passende Motto parat: „Hochzeiten sind Familiensache“. Dementsprechend schwebte ihr eine Plattform vor, auf der echte Familienunternehmen ihre Dienste rund ums Heiraten anbieten können. Zwei Wochen später besuchte sie eine Hochzeitsmesse und rannte mit ihrem Konzept offene Türen ein. Von 60 angesprochenen Ausstellern zeigten 58 Interesse.
Weitere zwei Wochen danach folgte die Ernüchtertung. Bei einem Meeting mit einigen Dienstleistern präsentierte Florentina ihre Ideen und musste feststellen, das diese in vielerlei Hinsicht an den Vorstellungen und Bedürfnissen ihrer potenziellen Geschäftspartner vorbeigingen. Ein wichtiger Knackpunkt war zum Beispiel die Preisgestaltung bezüglich der Präsenz auf der Plattform. Da hatte sie die Ausgabebereitschaft deutlich zu hoch eingeschätzt. Nach diesem Rückschlag ließ sie sich Zeit, um alles marktgerecht zu planen und vorzubereiten. Im August 2019 war es dann endlich so weit: MyLocalWedding ging online!
Sechs ist die magische Zahl bei den Anbietern
Auf MyLocalWedding können die Nutzerinnen – es sind fast ausschließlich Frauen – Anbieter in momentan 23 Kategorien wählen. Von der Brautmode über Bands und DJs bis zur Verpflegung mit Speis und Trank ist da an alles gedacht. In jeder Kategorie stehen im Idealfall nicht fünf oder sieben, sondern genau sechs Dienstleister zur Auswahl; die Zahl hat sich bewährt. Wie gesagt, liegt der Fokus auf Familienunternehmen, die übrigens in den allermeisten Fällen Frauen leiten. Auch Hochzeitsplanerinnen sind im Angebot. Sie betrachten MyLocalWedding nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung und auch als Informationsquelle.
So wird die App von MyLocalWedding aussehen.
Das ist sie für alle Nutzerinnen, denn die Auftragsabwicklung erfolgt dann nicht mehr über die Plattform, sondern individuell. Daher bekommt MyLocalWedding keine Provisionen, sondern lässt sich über einen monatlichen Festbetrag von den Partnern für seinen Service entlohnen. Das sorgt für sichere und kalkulierbare Einnahmen, schränkt aber die Wachstumsmöglichkeiten erheblich ein, erst recht durch die Begrenzung auf höchsten sechs Anbietet je Kategorie. In Hamburg, wo das Startup bisher ausschließlich aktiv ist, ist das Optimum daher bald erreicht.
MyLocalWedding war von Beginn an für internationale Märkte konzipiert
Die Zeichen stehen trotzdem auf Expansion. Da ist zunächst die App, die bereits fertig konzipiert ist und voraussichtlich im Frühjahr veröffentlicht werden kann. Angedacht sind zudem ein Onlineshop und Angebote für Junggesellenabschiede. Von Anfang an im Hinterkopf hatte Florentina die Ausdehnung auf andere Städte in Deutschland und mittelfristig weltweit, mit Schwerpunkten etwa auf dem Balkan, in der Türkei oder in Asien. In Ländern und Regionen also, in denen die Hochzeitsbudgets besonders üppig sind. Dass Heiratsvorbereitungen ein Millionengeschäft sind, beweist der Erfolg amerikanischer Unternehmen wie WeddingWire und der XO Group, die 2019 fusionierten.
MyLocalWedding ist zurzeit im Kern noch ein Ein-Frau-Unternehmen, unterstützt von Freelancern. Abgesehen von einer Förderung durch das InnoFounder-Programm der Hamburger IFB steht aus auch finanziell ganz auf eigenen Füßen. Die Suche nach Investoren, Geschäftspartnern und Mitarbeitern wird daher in nächster Zeit eine der Hauptaufgaben Florentinas sein. Die Planung ihrer eigenen Hochzeit ist dagegen aktuell noch kein Thema. Aber wenn es dann irgendwann so weit ist, wird sie sicherlich grandios.
An zwölf Standorten in ganz Deutschland möchte die Digital Hub Initiative die Digitalisierung hierzulande voranbringen. Dafür unterstützt sie Startups aus den wichtigsten Zukunftsbranchen und vernetzt sie mit etablierten Unternehmen. Am 15. Januar fand im Hamburger Mojo Club die dritte Pitch Night der Initiative statt. Wir stellen die Startups vor, die sich dort präsentiert haben.
Der Mojo Club war sehr gut besucht zum ersten großen Pitch-Ereignis des Jahres in Hamburg. Der Appetit auf innovative Startups war offensichtlich groß, und das Publikum wurde nicht enttäuscht. Nach ein paar knackigen Begrüßungsworten, unter anderem von Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, der die Fintech-Szene der Hansestadt hervorhob und natürlich auch auf sein Lieblingsthema, Wasserstoff als Energiespeicher, nicht verzichten wollte, ging es los. Sieben Startups hatten jeweils drei Minuten Zeit für ihre Präsentation und stellten sich dann weitere drei Minuten den Fragen einer vierköpfigen Jury.
Die Jury der Pitch Night: Konstantin Loebner (TecPier), Dr. Tanja Emmerling (High-Tech Gründerfonds), Marie-Louise Klose (Deutsche Bahn) und Jens-Philipp Klein (Atlantic Labs)
Den Auftakt machte Andreas Kopysov, der den Berliner Hub IoT & FinTech und sein Unternehmen VISARIGHT repräsentierte. VISARIGHT hilft bei der diffizilen Beschaffung von Visa für Deutschland und setzt dabei als Kunden vor allem auf Unternehmen, die Fachkräfte aus dem Ausland anwerben wollen.
Ferngesteuerte Autos und Drohnen, die im Lager nachzählen
„Das autonome Fahren wird nicht funktionieren.“ Mit dieser provokanten These erreichte Hendrik Kramer auf Anhieb die volle Aufmerksamkeit der Zuschauer. Der aus München angereiste CEO des Startups Pylot hatte natürlich auch eine Lösung des Problems parat, nämlich seine Teleoperationsplattform für das Fernsteuern von automatisierten Fahrzeugen. Damit können Menschen in kritischen Momenten aus der Distanz kurzfristig eingreifen, während das Auto ansonsten unabhängig unterwegs ist. Pylot greift bei seiner Technologie auf das Mobilfunknetz zurück, was zumindest in Deutschland die eine oder andere Frage aufwirft. Hendrik, der schon mit 16 zum ersten Mal gegründet hat, ist trotzdem überzeugt: „Autonomes Fahren wird nur mit Pylot funktionieren.“
Benjamin Federmann von doks.innovation mit seiner Drohne.
Das Startup doks.innovation hat seinen Hauptsitz in Kassel und im Digital Hub Logistics in Hamburg seine zweite Heimat gefunden. Gründer Benjamin Federmann brachte eine Drohne mit auf die Bühne. Die soll weder schöne Bilder machen noch Waren transportieren, sondern Lagerbestände kontrollieren. Salopp gesagt, fliegt die Drohne durch Lagerhallen und schaut nach, was dort so alles rumliegt. Gekoppelt mit einem Bodenfahrzeug entstehen so exakte Bestandsdaten.
Echtzeitdaten für die Landwirtschaft und eine Schnittstelle für Versanddienstleister
Ebenfalls für präzise Informationen sorgt Agranimo aus dem Smart Infrastructure Hub in Leipzig. Allerdings in einer ganz anderen Branche, nämlich der Landwirtschaft. Agranimo habe es sich zum Ziel gesetzt, Ernten zu verbessern und Verschwendungen in der Lieferkette von Lebensmitteln zu reduzieren, erklärte CEO Nikita Gulin. Dabei helfen soll die Echtzeitanalyse von Bodendaten und des Mikroklimas. Das Analysegerät hat eine Batterielaufzeit von zwei Jahren und liefert alle 20 Minuten aktuelle Informationen, sodass Landwirte jederzeit auf problematische Veränderungen reagieren können.
Dr. Markus Kreipl stand für shipcloud auf der Bühne.
Kennern der Hamburger Startup-Szene ist shipcloud schon lange ein Begriff. Das Startup, im Mojo Club vertreten durch CFO Dr. Markus Kreipl, bietet eine Schnittstelle zu allen relevanten Versanddienstleistern in Deutschland. Das gewährleistet die besten Versandlösungen sowohl für E-Commerce-Anbieter als auch für Endkunden. Über 11.000 kleine wie große Unternehmen nutzen bereits shipcloud, das auch den Retourenprozess zu vereinfachen hilft.
Virtuelle Assistenten und digitalisierte Logbücher
Der Hub in Nürnberg/Erlangen hat sich eigentlich den Bereich Digital Health auf die Fahnen geschrieben, bietet aber offensichtlich auch Raum für andere Themen. BOTfriends jedenfalls widmet sich, wie der Name schon andeutet, der Entwicklung von Chatbots. Mitgründerin Michelle Skodowski betonte bei ihrem Pitch, dass BOTfriends besonderen Wert darauf läge, die virtuellen Assistenten möglichst individuell zu gestalten. Zu den Kunden gehören so namhafte Unternehmen wie Porsche oder TUI Cruises.
Otto Klemke (links) von Nautiluslog mit zufriedenen Geschäftspartnern.
Da lässt sich gut der Bogen schlagen zum letzten Teilnehmer. Mit der Schifffahrt beschäftigt sich nämlich der Lokalmatador Nautiluslog. Das Ziel des Startups ist die Digitalisierung dieser traditionsreichen Branche, angefangen mit dem klassischen Logbuch. Eine ziemlich clevere Idee von Gründer Otto Klemke war es, bei seiner Präsentation gleich drei zufriedene Geschäftspartner auf die Bühne zu bringen. Wie gut das bei Jury und Publikum ankam, ist allerdings nicht bekannt.
Hendrik Kramer von Pylot erhält von Thomas Jarzombek vom Bundeswirtschaftsministerium den ersten Preis der Pitch Night.
Pylot überzeugt Jury und Publikum der Pitch Night
Verkündet wurde nur, wer die meisten Stimmen bei der Pitch Night erhalten hatte, und hier war das Ergebnis eindeutig. Der selbstbewusste Auftritt von Hendrik Kramer hatte offensichtlich den besten Eindruck hinterlassen, der erste Platz ging an Pylot. Das Münchner Startup darf sich über eine Reise nach New York, ein Investorendinner und Coachings von den Sponsoren freuen. Und wir uns auf viele weitere Startups, die durch die Digital Hub Initiative mehr verdiente Aufmerksamkeit erfahren.
Nein, ein digitaler Zwilling ist nicht der virtuelle Doppelgänger einer realen Person. Vielmehr findet man ihn immer häufiger bei Immobilien, vor, während und nach der Bauphase. Das Hamburger Startup DiConneX hat sich auf solche Zwillinge spezialisiert. Wie sie entstehen, was sich hinter dem Kürzel BIM verbirgt und was das Forschungsschiff Polarstern damit zu tun hat, verraten wir in diesem Beitrag.
Was haben der englische Begriff Building Information Modelling und sein deutsches Pendant Bauwerksdatenmodellierung gemeinsam? Sie sind viel zu umständlich. Deshalb werden wir in diesem Text ab sofort nur noch die sympathisch klingende Abkürzung BIM verwenden. BIM, so heißt es bei Wikipedia, „beschreibt eine Methode der vernetzten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mithilfe von Software.“ Einer der führenden Experten und Pioniere auf diesem Gebiet ist Jörg Jungedeitering. Sein Know-how holte er sich an der Jade Hochschule in Oldenburg, die deutschlandweit in Sachen BIM ganz vorn dabei ist.
Jörg Jungedeitering, Gründer von DiConneX, und Marvin Dunze (Senior Marketing Manager) mit dem M6 von NavVis.
Mitte 2016 gründete Jörg sein Startup DiConneX, um sein Fachwissen kommerziell nutzen zu können. Das Kerngeschäft von DiConneX ist die Erstellung digitaler Zwillinge. Digitale Zwillinge gibt es grundsätzlich in zwei Varianten. Bei unseren Beispielen konzentrieren wir uns auf Gebäude, weil das auch das Hauptbetätigungsfeld von DiConneX ist. Variante eins ist die Erstellung einer virtuellen Immobilie, die erst noch gebaut werden soll. Die dreidimensionale Darstellung eines solchen Objekts erleichtert die koordinierte Planung aller beteiligten Unternehmen mithilfe nur einer Informationsquelle und ermöglicht beispielsweise Innenarchitekten die Begehung zu gestaltender Räume.
Ein „High-Tech-Rollator“ erstellt den digitalen Zwilling
Die Spezialität von DiConneX ist allerdings Variante zwei, der digitale Zwilling eines bereits existierenden Gebäudes. Bei der digitalen Erfassung kommt ein Gerät des Münchner Unternehmens NavVis zum Einsatz, das ein wenig an einen futuristischen Rollator erinnert und die Modellbezeichnung M6 trägt. Bestückt ist M6 mit Laserscannern und Kameras, die den Raum definierende Punktwolken und 360-Grad-Bilder liefern. Die Handhabung ist denkbar einfach: Man schiebt M6 einfach zu den vermessenden Raum und muss dabei nicht jeden Quadratzentimeter ablaufen. Für eine höhere Präzision empfiehlt es sich allerdings, seinen Laufweg mehrmals zu durchkreuzen. Je nach Größe und Verwinklung der Räume lassen sich bis zu 30.000 Quadratmeter an einem Tag erfassen.
Jörg erklärt, wie die Laserscanner und Kameras des M6 funktionieren.
Der digitale Zwilling ist noch längst nicht alles, was BIM aus dem Hause DiConneX ausmacht. Das Startup definiert sich primär als Softwareunternehmen und legt auch großen Wert auf die Kundenberatung. Im Beratungsgespräch wird zunächst geklärt, welche Aufgaben der Zwilling erfüllen soll. Das können Wartungsfunktionen sein oder auch die Festlegung eines Termin- und Ablaufplans eines Reinigungsteams. Dann gilt es, die dafür benötigten Daten zu sammeln und auszuwerten, idealerweise permanent und in Echtzeit. Dabei entsteht kein starres System, Erweiterungen sind jederzeit möglich.
Vorzeigeprojekte: BMW Welt und Polarstern
Ein Vorzeigeprojekt von DiConneX ist der digitale Zwilling der BMW Welt, einer Ausstellungs- und Erlebnisstätte des Münchner Automobilkonzerns. Die Touristenattraktion ist an sieben Tagen die Woche und fast rund um die Uhr geöffnet, weshalb der Scanprozess genau geplant werden musste. Mal standen 14 Stunden am Stück zur Verfügung, mal waren es nur zwei. Eine Herausforderung stellte auch das Forschungsschiff Polarstern dar. Der Auftrag lief dann aber weniger kompliziert ab als vermutet. Binnen drei Tagen konnte das DiConneX-Team über 80 % des Schiffes digitalisieren. Der so entstandene Zwilling bietet den Besatzungsmitgliedern der Polarstern, die aus 17 Nationen stammen, vorab eine Bordbesichtigung ohne kosten- und zeitaufwendige Anreise.
Mehr über den digitalen Zwilling der Polarstern könnt ihr in diesem Video erfahren.
Für BIM gibt es noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten, etwa die regelmäßige Kontrolle von Baustellen oder die Vernetzung von realen Shoppingcentern mit Onlineshops. DiConneX hat sich in diesem Bereich hierzulande eine führende Position erarbeitet. Im internationalen Vergleich hinke Deutschland gegenüber den führenden Nationen jedoch fünf bis zehn Jahre hinterher, konstatiert Jörg Jungedeitering. Bei der Definition von Standards und technologischen Entwicklungen seien wir mit an der Spitze, bei der konkreten Umsetzung preschen dann andere vor.
DiConnex möchte Proptech populärer machen
Auch deshalb möchten Jörg und sein Team – DiConneX hat mittlerweile insgesamt 12 Mitarbeiter – mehr für die hiesige und speziell Hamburgische Proptech-Szene tun. Proptechs, also Digitalunternehmen, die sich um die Immobilienbranche kümmern, stehen bei der Aufmerksamkeit noch im Schatten von Startups aus Bereichen wie Medien und Logistik. Auch gelten sie nicht als so cool wie solche, die mit dem Einsatz von Blockchain oder künstlicher Intelligenz hausieren gehen. Bei digitalen Zwillingen ist aber vermehrt auch Virtual und vor allen Augmented Reality im Spiel. Damit sollte dann auch BIM für genug Bamm und Bumm in der Öffentlichkeit sorgen.
Eine Software zur Erstellung von Werbegrafiken für Bildschirme in Hotelempfangshallen, die so einfach wie möglich zu bedienen ist – das ist die Idee von LobbySpace. Mit Intersport hat sich auch schon ein großes Handelsunternehmen für den Service entschieden. Welche Knasterfahrungen der Gründer Samuel Härtl mitbringt und warum er Hamburg als Standort für sein Startup gewählt hat, erfahrt ihr in diesem Bericht.
Vor neun Jahren verbrachte Samuel Härtl regelmäßig Zeit in der JVA Rottenburg. Nicht, weil er etwas ausgefressen hatte, sondern weil der dort zusammen mit Florian Klug einen Dokumentarfilm drehte. „Knastalltag“ hieß der und fand damals große Resonanz in den Medien. Unter anderem Spiegel, ARD und ZDF berichteten. Bereits 2007 hatten die beiden Filmemacher, die während des Drehs von „Knastalltag“ noch Studenten waren, ihre eigene Produktionsfirma gegründet, Härtl und Klug Medien.
Die Idee entstand in einer Hotellobby
2018 beendete Samuel seine Studienzeit mit dem Master in Medienwissenschaften an der Universität Tübingen. Zwischenzeitlich hatte noch weitere Unternehmen an den Start gebracht, unter anderem hotelbuddy, einen Online-Concierge für Hotels und Ferienwohnungen. Ein Partner war hier sein Bruder David, Direktor des a2 Hotels in Plochingen bei Stuttgart. In der Lobby dieses Hotels entstand 2017 die Idee zu Samuels neuem Startup LobbySpace.
Samuel Härtl, Gründer von LobbySpace.
Die Brüder überlegten, was für ein Programm sie den Gästen in der Empfangshalle bieten könnten. Häufig läuft in Hotels auf dort installierten Bildschirmen irgendein Nachrichtensender. Ihnen schwebte dagegen eine Mischung aus Werbung und Hotelinformationen vor, immer möglichst aktuell. Die passenden Inhalte zu erstellen und einzuspielen ist allerdings eine Aufgabe, die Zeit und ein gewisses Know-how erfordert und damit entsprechendes Personal. Vor allem kleinere Hotels können sich das oft nicht leisten.
Deshalb bietet LobbySpace eine cloudbasierte Software an, die den Nutzern die Anwendung so einfach wie möglich macht. Die zu verwendenden Logos, Schriften und Farben werden den Wünschen und Vorgaben der Kunden entsprechend eingerichtet und können dann nicht mehr frei verändert werden. Die daraus resultierende Beschränkung der Kreativität ist sogar gewollt, da sich die Anwender dann automatisch an das Corporate Design halten. Sie müssen nur noch Textelemente und Bilder aktualisieren, der Rest ergibt sich praktisch von selbst.
Fördermöglichkeiten und die Startup-Szene sprachen für Hamburg
Um seine Idee voranzubringen und daraus ein erfolgversprechendes Startup zu machen, suchte Samuel einen Standort, der ihm dafür die besten Bedingungen liefern könnte. In Stuttgart kam er nicht wie gewünscht voran, also zog er im November 2018 nach Hamburg und wählte als erste Station den Coworking Space BEEHIVE. Für Hamburg entschied er sich wegen der lebhaften Startup-Szene und der Fördermöglichkeiten. Er erhielt Unterstützung durch das InnoFounder-Programm der IFB, was ihm die offizielle Gründung von LobbySpace im April 2019 ermöglichte.
So sieht die Bildschirmwerbung bei Intersport aus. (Foto: LobbySpace)
Schon bald darauf konnte Samuel den Abschluss mit einem Großkunden vermelden. Bei einer Geburtstagsfeier hatte er zufällig erfahren, dass die Sportfachhandelskette Intersport nach Lösungen für Werbung in den Filialen suchte. Er rief bei der Deutschlandzentrale in Heilbronn an und bekam tatsächlich einen Termin. Eigentlich hatte man sich schon so gut wie sicher für einen anderen Anbieter entschieden, doch dann kam Samuels Präsentation beim spontan dazugestoßenen Intersport-CEO so gut an, das der ihm gleich einen Vertrag anbot. Bis allerdings alles in trockenen Tüchern war, vergingen noch ein paar Monate.
Im August 2019 wurde die Kooperation dann offiziell bekannt gegeben. Alles, was an Werbegrafiken in den Intersportfilialen auf Bildschirmen zu sehen ist, läuft über die Software von LobbySpace. Das sind zum einen Kampagnen, die die Zentrale steuert und die daher in allen Läden zu sehen sind. Zum anderen können einzelne Shops individuelle Aktionen bewerben, natürlich immer im vorgegeben Gestaltungsrahmen. Da LobbySpace mit dem Warenwirtschaftssystem von Intersport kompatibel ist, kann es problemlos auf die dort hinterlegten Produktbilder und -informationen zugreifen. Das macht die Erstellung der Werbegrafiken besonders einfach.
LobbySpace ist für viel mehr als nur Hotels geeignet
Das Beispiel Intersport zeigt, dass LobbySpace längst nicht nur für Hotels geeignet ist, sondern für viele Branchen mit Filialgeschäft. Deshalb denkt Samuel auch über den Ausbau seines Teams nach. Zurzeit besteht es aus vier Personen, die allerdings so gut wie nie am neuen Standort beim Büroraumanbieter Regus am Millerntorplatz zusammenfinden. Samuels Partner Oliver Rübener, ein renommierter Webdesigner, lebt nämlich inzwischen in den USA, die beiden anderen sind Freelancer. Dieser Status kann sich aber bald ändern, wenn Samuel seine ganz spezielle Lobbyarbeit weiterhin so erfolgreich betreibt.
Nicht jeder hat zu Hause einen Laserschneider stehen, aber im Prinzip kann sich jeder so ein Gerät leisten. In der Basisversion fehlen allerdings einige nützliche Teile. Hier hilft der angehende Student Benedikt Hartmann mit seinem Startup xsrobotics. Angefangen hat alles mit einem kuriosen Wettkampf namens Robotersumo.
Beim Namen des Startups xsrobotics steht das „xs“ nicht etwa für besonders kleine Größen, sondern ist die Abkürzung für „access“, also auf etwas zugreifen oder einsteigen. Tatsächlich waren ziemlich kleine Roboter der Einstieg des Jungunternehmers Benedikt Hartmann in die Geschäftswelt. Beim Robotersumo kämpfen zwei autonome mobile Maschinen gegeneinander und versuchen sich gegenseitig von einer kreisförmigen Fläche zu drängen. Es gibt verschiedene Gewichts- und Größenklassen. Benedikt hatte sich auf Mini Sumo spezialisiert.
Aus dem Hobby Robotersumo erwuchs die Idee zum eigenen Startup
In Japan und einigen anderen Ländern ist diese Wettkampfform recht beliebt, in Deutschland führt sie ein wenig beachtetes Nischendasein. Die menschlichen Teilnehmer sind auf jeden Fall leidenschaftliche Tüftler und Bastler und in diese Kategorie fällt auch Benedikt. Bei der Herstellung von Bauteilen für seine Miniroboter nutzte er zwei Technologien: 3D-Druck und Laserschneiden. Im Oktober 2018 meldete er sein erstes Gewerbe an und bot zunächst einen Service für 3D-Druck an. Den hat er inzwischen weitgehend eingestellt, denn bald stellte er fest, dass sich mit Zubehör für Laserschneider mehr Geld verdienen lässt.
Gründer Benedikt Hartmann in seinem Zimmer, das Werksatt und Schlafraum zugleich ist. In der linken Hand hält er die verstellbare Plattform mit der Wabenstruktur, in der rechten Hand einen Miniroboter.
Ein Basisgerät mit einer Leistung von 40 Watt bekommt man schon für unter 350 Euro im Internet. Darum steht eine solche in China produzierte Maschine in mehr Hobbykellern als man denkt. Mit dem Laserschneider lassen sich vor allen weichere Materialien wie Holz, Leder oder Kork bearbeiten, er ist aber auch für Metallgravur geeignet. Sehr komfortabel ist das Gerät nicht, mit einfachen Mitteln und etwas Geschick lässt es sich aber aufrüsten. Damit ist auch schon das neue Geschäftsmodell von xsrobotics auf den Punkt gebracht.
Die Produkte von xsrobotics sind eine Mischung aus bestehenden Elementen und Marke Eigenbau
Seit März 2019 verkauft Benedikt über seinen Onlineshop die Upgrades für Laserschneider. Die verfügen nicht über eine verstellbare Plattform, was es schwierig bis fast unmöglich macht, den Laserstrahl exakt auf das zu bearbeitende Material zu fokussieren. Deshalb bietet xsrobotics eine verstellbare Plattform. Deren besonderer Clou ist eine Wabenplatte aus Aluminium, die Reflexionen ins Werkstück verhindern sollen. Diese Wabenplatte lässt extra für sich anfertigen, sie ist so im Handel als Einzelteil nicht erhältlich.
Das „Air Assist Kit“ wiederum besteht aus Elementen, die Benedikt entweder aus China bezieht oder mit einem seiner beiden 3D-Drucker herstellt. Mit diesem Zubehörteil lässt sich verhindern, dass die Linse des Laserschneiders durch Rauchentwicklung beschlägt und langfristig beschädigt wird. Zudem vermindert es das Risiko von einem Brand, da konstant Luft auf den Fokuspunkt geblasen wird. Momentan arbeitet Benedikt an einem weiteren Zubehörteil, das es ermöglicht, runde Objekte wie Gläser oder Flaschen zu drehen und dabei zu gravieren. Mehr wollen wir hier noch nicht verraten, denn xsrobotics hat noch einen Mitbewerber, der nicht zum Abkupfern verführt werden soll.
Die Plattform mit der Wabenstruktur gibt so nur bei xsrobotics.
Die beiden teilen sich einen kleinen, aber feinen Markt. Über 400 Kunden hat xsrobotics in weniger als einem Jahr gewinnen können. Zwei Drittel kommen aus Deutschland, der Rest aus gut 20 weiteren Ländern aus aller Welt. Rund 26.000 Euro Umsatz verzeichnet des Startup für 2019, 90 % davon entfallen auf das zweite Halbjahr. Das ist natürlich kein Vermögen, und das Geschäft ist auch nur bedingt skalierbar. Für einen Gründer, der gerade erst sein Abitur gemacht hat, kommt das Geld aber sehr gelegen. In diesem Jahr steht nämlich noch der Umzug nach München an, wo die Mieten bekanntlich besonders hoch sind.
Nächste Station: München
Benedikt hat sich für ein Maschinenbaustudium an der Technischen Universität München entschieden, weil er dort die besseren Startbedingungen für sich sieht. Überzeugt hat ihn UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung an der Uni. Es begleitet Studierende mit Gründungsabsichten von der ersten Idee bis zum Börsengang und bietet beste Kontakte zu Unternehmen und Investoren. Gerade für die Industriebranche bietet Hamburg solche Möglichkeiten nicht. Gründen möchte Benedikt auf jeden Fall. Es sei toll, zu tüfteln und Produkte zu entwickeln, erklärt er.
Noch toller sei es aber, wenn Kunden seine Produkte dann in den Händen hielten und damit etwas anfangen könnten. Kürzlich erhielt er ein Dankesschreiben von einem Vater, dessen Tochter Schlüsselanhänger für Pferdefans mit dem Laserschneider fertigt. Es müssen ja nicht immer die ganz großen Dinge sein, die Freude bereiten.
Plastik ist weltweit ein gigantisches Problem. Über 300 Millionen Tonnen werden jährlich produziert, viel davon wird schnell zu Müll und schädigt die Umwelt zu Lande und zu Wasser. Noch ist aber Plastik in vielen Bereichen auch unverzichtbar und der Abfall ließe sich durch kluges Recycling deutlich reduzieren. Hier setzt das Hamburger Startup Wildplastic an und will bald Kunststoffbeutel aus eingesammelten Müll in den Handel bringen.
Seine ersten Erfahrungen als Startup-Unternehmer sammelte Christian Sigmund bereits während seines Studiums der Medienkommunikation in Köln. Zuerst mit dem Crossroads Boardshop, dann mit Urbanstoke verkaufte er online erfolgreich Skateboards und führte unter anderem die amerikanische Marke Bustin Boards in den europäischen Markt ein. Urbanstoke hatte zeitweilig sogar einen eigenen Laden in Lüneburg.
Wenn Google und YouTube nicht mehr genug Sinn stiften
Kein schlechter Einstieg ins Berufsleben, und nach Beendigung des Studiums wurde es sogar noch prestigeträchtiger. Christian bekam 2013 einen Job bei Google in Dublin und kümmerte sich um die strategische Beratung namhafter Werbekunden. Nach knapp eineinhalb Jahren ging es weiter nach London zu YouTube, wo er den kreativen Nachwuchs der Videoproduzenten unterstützte. Bei YouTube in London zu arbeiten ist für viele sicherlich ein unerfüllbarer Traum. Christian stellte sich allerdings irgendwann die Frage, ob es wirklich das war, was er unbedingt machen wollte.
Christian Sigmund zeigt, womit er es bei Wildplastic zu tun hat.
Ohne festen Plan kündigte zum Frühjahr 2017 und machte sich auf der Suche nach einer Aufgabe, die ihn wirklich erfüllte. Sein Aha-Erlebnis hatte er während einer Sprachreise nach Peru. Bei einer Fahrt auf dem Amazonas sah er, wie die Einheimischen ihren Plastikmüll einfach in den Fluss warfen, und war schockiert. Was könnte man dagegen tun? Aufklärung allein würde nicht reichen, vielfach fehlt es in ärmeren Ländern an einer funktionierenden Abfallentsorgung.
Hinter Wildplastic steht ein starkes Team
Eine konkrete Geschäftsidee hatte Christian damals noch nicht. Zunächst baute er sein unternehmerisches Know-how aus und nahm 2018 am ersten Programm des Company Builders Entrepreneur First in Berlin teil. Nächste Station war dann Hamburg, wo sich die „Plastik-Allianz“ zusammenfand. Zu ihr gehört Christian Schiller, der an der nächsten Runde von Entrepreneur First teilnahm und cirplus, einen Marktplatz für recyceltes Plastik gegründet hat. Ein weiterer Protagonist ist Fridtjof Detzner, der als einer der Gründer von Jimdo zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Hamburger Startup-Szene gehört.
Eine lebensverändernde Erfahrung für Fridtjof war die Produktion einer Fernsehserie für die Deutsche Welle über Entrepreneurship in Asien. Er erlebte dort die oft dramatischen Probleme der Menschen, aber auch kreative und brillante Lösungen. Das inspirierte ihn dazu, selber etwas in dieser Richtung zu tun. Also wurde er einer der Gründer von Wildplastic. Auch wenn Christian Sigmund hauptsächlich das Startup nach außen vertritt, ist es ihm wichtig, den Teamgedanken zu betonen. Deshalb nennen wir hier gern auch die weiteren Gründungsmitglieder: Katrin Oeding, Gründerin der Desgnagentur Studio Oeding; Nadia Boegli, Mitgründerin von tbd*, einer Plattform für nachhaltige Jobs; Holger Ernst, Filmemacher, der zwei Folgen der Serie mit Fridtjof gedreht hat; und Dieter Gottschalk, einer der führenden Plastikexperten.
Auch Fridtjof Detzner gehört zum Wilfplastic-Team
Erfahrung und Kompetenz sind bei Wildplastic also reichlich vorhanden, aber welche Idee steckt eigentlich dahinter? Der Begriff „wildes Plastik“ bezeichnet den Kunststoffmüll, der weder recycelt noch verbrannt oder anderweitig ordentlich entsorgt wird. Jeder kennt die Bilder von verdreckten Stränden, riesigen Müllteppichen auf dem Meer und verendeten Tieren, in deren Mägen sich erschreckende Mengen an Plastik finden. Das Material kann Jahrhunderte überdauern und richtet selbst zu Mikroplastik zermahlen noch Schäden an.
Wildes Plastik als Rohstoff und Einnahmequelle
Plastik ist aber nicht nur „böse“, sondern ein nützlicher Wertstoff. Plastikprodukte erleichtern den Alltag und noch gibt es zu wenige Alternativen, um sie kurzfristig vollständig ersetzen zu können. Daher ist es absolut sinnvoll, bereits produzierte Kunststoffe wiederzuverwerten. Leider gibt es dafür zu wenige effektive Recyclingsysteme, erst recht nicht in ärmeren Ländern. Zu den ersten, die sowohl das Problem als auch das Potenzial erkannt haben, gehört die 2013 gegründete Plastic Bank aus Kanada. Die gemeinnützige Organisation hat Sammelstellen in Ländern wie Haiti, Indonesien und den Philippinen eingerichtet, wo Einheimische in den Straßen und der Natur eingesammelten Plastikmüll abgeben und damit etwas Geld verdienen können.
Wildplastic bezieht sein Rohmaterial von der Plastic Bank und hat bei der Verarbeitung einige Herausforderungen zu meistern. Grundsätzlich ist es schwierig, sortenreines, nicht kontaminiertes Plastik kontinuierlich und in einer Menge zu beschaffen, um eine marktgerechte Produktion zu ermöglichen. Wildplastic geht dabei besonders ambitioniert vor, denn das Startup hat sich zum Ziel gesetzt, die Plastikart LDPE (Low Density Polyethylene) wiederzuverwerten. Das hatte zuvor noch kein Unternehmen versucht. Wer Neuland betritt, muss mit unvorhersehbarem Komplikationen rechnen, und so dauerte auch bei Wilplastic die Produktentwicklung etwas länger als erhofft.
Solche Bilder gehören in vielen Ländern leider immer noch zum Alltag (Foto: H. Hach/Pixabay)
Inzwischen ist es aber gelungen, eine Folie zu produzieren, die stabil genug ist für reißfeste Müllbeutel. Das ist nämlich der erste Artikel, mit dem Wildplastic in diesem Frühjahr starten will: ein Müllbeutel, der zu 100 Prozent aus Wildplastik besteht. Gespräche mit dem Handel verlaufen vielversprechend, denn die Beutel werden nur unwesentlich teurer sein als bereits erhältliche Produkte. Umso mehr überwiegen die Vorteile, zu denen auch eine hohe Klimaverträglichkeit gehört. So liegt der CO2-Ausstoß bei der Herstellung um bis zu 80 % niedriger als bei der Neuproduktion von Plastik.
Wildplastic ist eine Purpose GmbH
Die LDPE-Folie eignet sich nicht nur für Müllbeutel, sondern beispielsweise auch für Versandverpackungen und ähnliches. Wenn alles klappt wie erhofft, steht Wilplastic also eine äußerst erfreuliche Geschäftsentwicklung bevor. Einen Selbstzweck hat das Startup dabei allerdings nicht: Profit. Deshalb definiert sich Wildplastic als Purpose GmbH. Eine gesetzlich definierte Rechtsform ist das noch nicht, aber eine, die immer mehr Zuspruch erfährt. Die bekanntesten Vorbilder sind das Kondom-Startup Einhorn und die Google-Alternative Ecosia.
Eine Purpose GmbH zeichnet sich vor allem durch zwei Eigenschaften aus. Gewinne werden stets reinvestiert und nicht an irgendwelche Anteilseigner ausgeschüttet. Und, noch wichtiger: Eine Purpose GmbH gehört nur sich selbst und ihren Mitarbeitern und ist damit für externe Investoren uninteressant. Sollten die Gründerinnen und Gründer einmal aussteigen wollen, so verlieren sie ihren Einfluss und können ihre bisherigen Stimmrechte auch nicht zu Geld machen. Wie gesagt, gesetzlich exakt geregelt ist die Unternehmensform nicht, aber mit der Purpose Stiftung gibt es eine Organisation, die engagierte Startups auf ihrem Weg unterstützt. Mit diesem Modell steht Wilplastic nicht nur für eine sauberere Umwelt, sondern auch für sauberere Geschäfte.
Was machen eigentlich die guten Vorsätze für das neue Jahr? Schon vergessen, schon umgesetzt oder irgendwo dazwischen? Zumindest der beliebte Vorsatz mehr für die Fitness zu tun, bekommt jetzt Rückenwind durch das Startup WirFit. Die Plattform für die Vermittlung von persönlichen Fitnesstrainern steht unmittelbar vor dem Launch.
Geboren und aufgewachsen ist Abigale Li in Peking. Ihren Master im Studiengang International Business hat sie an der renommierten Universität von Reading gemacht, knapp 60 Kilometer entfernt von London. Danach suchte sie einen Job in der Schifffahrtsbranche und kam 2013 nach Hamburg. In der Stadt mit dem drittgrößten Hafen Europas wechselte sie mehrfach den Arbeitgeber und auch die Branche, ihrer privaten Leidenschaft blieb sie dabei stets treu.
Fitness ist für Gründerin Abigale Li Hobby und Beruf zugleich (Foto: WirFit)
Vier- bis fünfmal die Woche nimmt sie sich Zeit, um ihre Fitness zu optimieren. Joggen ist dabei nicht so ihr Ding, und auch im Sportstudio trifft man Abigale eher selten. Stattdessen hat sie sich auf funktionelles Training spezialisiert. Die dabei angewandten Trainingsformen haben eine Reihe von Vorteilen. So beinhalten sie relativ komplexe Bewegungsabläufe, bei denen verschiedene Muskelgruppen und Gelenke zum Einsatz kommen. Das verhindert die einseitige Belastung bestimmter Körperregionen, wie sie etwa beim Krafttraining oder auch beim Laufen vorkommen kann. Besonders praktisch: Für funktionelles Training benötigt man fast keine Ausrüstung, der eigene Körper ist quasi das wichtigste Trainingsgerät. Die Übungen lassen sich daher fast überall und jederzeit durchführen.
Eine Gründerin mit der Lizenz zur Fitness
Um noch tiefer in die Materie einzudringen, machte Abigale 2017 eine Lizenz zur Fitnesstrainerin. Der Aufwand dafür war überschaubar, nach ein paar Wochen hatte sie das Programm bewältigt. Immerhin ist sie die erste Chinesin, die in Deutschland eine solche Lizenz erworben hat. Viel wichtiger sind aber die Kontakte, die sie während der Ausbildung knüpfen konnte. Von anderen Trainerinnen und Trainern erfuhr sie, wie mühsam es für sie war Kunden zu gewinnen. Die Rede ist hier nicht von solchen, die in einem Studio fest angestellt sind, sondern von den über 8.700 Freelancern.
Nur wenige von ihnen genießen fast schon Promistatus, die meisten müssen darum kämpfen, potenzielle Kunden auf sich aufmerksam zu machen. Hilfreich wäre da eine Plattform, die Fitnesswillige und Trainer zusammenbringt. Genau da setzt Abigale mit ihrem im April 2019 gegründeten Startup WirFit an. Die Nutzer können hier zunächst auswählen, welche Art von Training sie bevorzugen, zum Beispiel auch Yoga oder Reha-Übungen. Es folgen die Angaben zu Zeitpunkt und Ort der gewünschten Einheit, sei es im Büro oder in der eigenen Wohnung. Aus diesen Informationen ergeben sich dann Vorschläge, welche Trainer passend und verfügbar wären.
Abigale im WeWork am Axel-Springer-Platz.
Die Preisgestaltung pro Person (plus eventuell ein weiterer Trainingspartner) überlässt WirFit den Anbietern und dem klassischen Verhältnis aus Angebot und Nachfrage. Fest steht dagegen der Provisionssatz, den sich das Startup einbehält. Bei 20 % Prozent soll er zu Beginn liegen.Wenn das Geschäft gut anläuft, kann er auch niedriger ausfallen. Noch ist das Angebot von WirFit nicht live, aber in wenigen Tagen soll es so weit sein, dann zunächst mit 20 Trainern aus Hamburg.
WirFit steht unmittelbar vor dem Launch
Dabei wird es natürlich nicht bleiben, geplant ist eine Erweiterung der Auswahl zunächst in der Hansestadt und dann schrittweise in ganz Deutschland. Konkurrenzlos ist WirFit dabei nicht. In Berlin gibt es mit KAHA ein Startup mit einem ähnlichen Konzept, das seinerseits seine baldige Ausdehnung auf die Standorte Berlin und München ankündigt. Um da gegenhalten zu können, benötigt WirFit in absehbarer Zeit Personal und Investitionen. Bisher hat Abigale ihr Startup aus den eigenen Ersparnissen finanziert und nur einen freien Softwareentwickler mit der Gestaltung des Webauftritts beauftragt. Den hat sie übrigens im WeWork kennengelernt, wo sie auch ihre Büroadresse hat.
Der zehnte Batch vom next media accelerator ist da! Wir haben uns mit allen neun neuen Startups getroffen und stellen sie euch wie gewohnt in einer kleinen Serie vor. Los geht es mit Serpentine, Hashtag Daily und Klipworks.
Serpentine hilft Influencern bei der Vermarktung
Influencer sind aus der heutigen Marketingwelt gar nicht mehr wegzudenken. Einige von ihnen erreichen ein Millionenpublikum und haben das, was anfangs nur ein Spaß war, zum lukrativen Job gemacht. Sie sind Vorbild für viele Newcomer, die allerdings noch Hilfe brauchen, um sich selber erfolgreich vermarkten zu können. Hier möchte das Mitte 2019 gegründete Londoner Startup Serpentine ein vielseitiger Partner werden. Die beiden Gründer Nikita Novikov und Artur Gorelcenko kommen ursprünglich aus Litauen und kennen sich schon seit vielen Jahren. Nikita ist ein Finanzexperte und hat für die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung mehrere erfolgreiche Projekte in Zentralasien betreut. Artur ist ein Marketingprofi mit einem Fokus auf Social Media und Merchandising.
Nikita Novikov und Artur Gorelcenko von Serpentine
Damit ist auch schon das wichtigste Stichwort gefallen, welches die erste Geschäftsidee beschreibt, mit der Serpentine bald loslegen wird. Mittelfristig will das Startup einen umfassenden Service bieten, der es Influencern erleichtert, guten Content zu erstellen und Kunden und Follower zu gewinnen. In diesen Bereichen ist die Konkurrenz allerdings groß, während das Feld der Fanartikel noch niemand so richtig beackert. Vielen Influencer gefällt die Idee, Merchandise wie T-Shirts mit ihrem Logo oder Konterfei zu verkaufen, schrecken aber vor dem damit vermeintlich verbundenen großen Aufwand zurück. Serpentine nimmt ihnen die gesamte Arbeit ab, von der Gestaltung bis zur Vermittlung der geeigneten Produzenten der Artikel. Noch im Februar soll die App verfügbar sein, die das möglich macht.
Hashtag Daily dreht die erste Instagram-Seifenoper
Merchandising könnte für das Team von Hashtag Daily durchaus eine Überlegung wert sein. Zusammen erreichen die Mitglieder nämlich rund 1,8 Millionen Follower. Bei fünf Personen, die für die Produktion verantwortlich sind, und 18 Schauspielern kommt eben einiges zusammen. Hashtag Daily ist nämlich eine Seifenoper, und zwar nicht irgendeine, sondern die erste, die auf Instagram zu sehen ist. Showrunnerin ist Anna Juliana Jaenner, die schon beim RTL-Dauerbrenner GZSZ mitgespielt und auch in dieser Serie eine Rolle hat. Die Drehbücher stammen von der Romanautorin Marina Paunovic (mit Anna Juliana als Co-Autorin) und viele der Darstellerinnen und Darsteller hatten schon einige TV-Engagements.
Anna Juliana Jaenner von Hashtag Daily mit ihrem Hund Geri
Bei Hashtag Daily sind also keine Anfänger am Werk. Für Anna Juliana gilt das sogar in mehrfacher Hinsicht. Auch wenn sie mit ihrem Schauspielstudium beim next media acceleraror etwas aus der Reihe tanzt, hat sie doch mehr Startuperfahrungen gesammelt als viele ihrer neuen Mitstreiter. So hat sie für das Investmentunternehmen Target Global gearbeitet und eine App gegen Liebeskummer gelauncht. Mit Social TV hofft sie nun, das nächste große Ding gefunden zu haben. Drehbeginn war im August 2019, die erste Folge ging im September online, inzwischen sind es bereits über 50 Episoden, jeweils fünf bis sieben Minuten lang. Die Produktionskosten decken zu einem wichtigen Teil Sponsoren ab, natürlich spielt Product Placement eine große Rolle. Daneben gelingt es aber auch immer wieder, Botschaften zum Thema Nachhaltigkeit einzustreuen. Als erste Investoren sind Business Angel aus der Gaming-Branche eingestiegen, vom next media accelerator erhofft sich Anna Juliana unter anderem Kontakte zu weiteren Geldgebern.
Klipworks gibt TV-Zuschauern eine Stimme
Die Entfremdung zwischen klassischen Medien und ihren Konsumenten ist ein wachsendes Problem, viele Fernsehzuschauer zum Beispiel finden sich im Programmangebot nicht wieder. Asger Rasmussen, TV-Journalist aus Dänemark, möchte das mit seinem Startup Klipworks ändern, und zwar buchstäblich. Zusammen mit seinem Mitgründer Nikolaj Trnka und einem Softwareentwickler hat er eine Anwendung konzipiert, mit deren Hilfe Zuschauer ganz einfach per Video ihre Meinung sagen oder Fragen stellen können. Das funktioniert ähnlich wie eine Straßenumfrage, nur komfortabler und unkomplizierter zugleich. Journalisten können entweder auf einen Bestand von Personen zugreifen, die sie bei bestimmten Themen zu Wort kommen lassen wollen, oder spontan über soziale Medien zur Meinungsbekundung aufrufen. Die so gesammelten Stimmen aus dem Volk binden sie dann nach einer Prüfung der Qualität von Bild und Inhalt in ihre Beiträge ein.
Asger Rasmussen von Klipworks
Angefangen hat Klipworks mit einer App zur Erstellung von Unternehmensvideos. Die hat allerdings zu viel Überzeugungsarbeit abverlangt, während das aktuelle Produkt bei Journalisten auf breite Zustimmung stößt. Noch befindet es sich in der Testphase, doch das Team denkt schon an weitere Einsatzmöglichkeiten. So könnten die leicht zu produzierenden Videos für TV-Castings genutzt werden, oder ganz allgemein für Jobbewerbungen. Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt. Über den next media accelerator versucht Klipworks aber natürlich zunächst, deutsche Fernsehsender für sich zu begeistern. Die werden sicherlich nichts gegen mehr Publikumsnähe haben.
Im zweiten Teil unserer kleinen Serie über den 10. Batch vom next media accelerator stellen wir heute drei Startups vor, die die Arbeit von Online-Journalisten erleichtern und dabei die Vorlieben und Interessen von Lesern berücksichtigen.
Faktual nimmt Journalisten Recherchearbeit ab
Eine gründliche Recherche gehört zu den wesentlichen Voraussetzungen für guten Journalismus. Das Internet kann da eine hervorragende Hilfe sein, allerdings führen die zahllosen potenziellen Quellen schnell zur Überforderung. Welche dieser Quellen sind vertrauenswürdig und wo finde ich die Informationen, die mir wirklich weiterhelfen? Die Beantwortung dieser Fragen ist sehr zeitaufwendig und Zeit ist gerade im Online-Journalismus knapp bemessen. Moritz Beutter und Abraham Duplaa bieten mit ihrem Startup Faktual nun einen Ausweg aus diesem Dilemma. Kennengelernt haben sich die beiden Gründer während ihres Studiums in München.
Abraham Duplaa und Moritz Beutter von Faktual ( Foto: Tom Medici / The Fish & the Knife)
Bei ihrem gemeinsamen Projekt ging es damals um die Molkereiwirtschaft, für Faktual haben sie ein Programm entwickelt, das aus Texten den Rahm abschöpft. Dabei greifen sie auf die Technologie des Natural Language Processing zurück, kurz NLP (nicht zu verwechseln mit Neuro-Lingustischem Programmieren). NLP ist ein Teilbereich der künstlichen Intelligenz und hilft Computern, menschliche Sprache besser zu verstehen und zu analysieren. Bei Faktual läuft das praktisch so ab: Nutzer geben, ähnlich wie bei Google, ein möglichst präzisen Suchbegriff ein und erhalten nicht nur ausgewählte Beträge aus Primärquellen, sondern auch aus den oft sehr langen Texten die relevantesten Informationen extrahiert. Wer will, kann natürlich auch den kompletten Text lesen, muss aber nicht. Angefangen haben Moritz und Abraham im Sommer 2019 mit der Entwicklung ihrer Idee, seit drei Monaten sind in Vollzeit damit beschäftigt. Die offizielle Gründung steht unmittelbar bevor und im schon Frühjahr soll eine Basisversion einsatzbereit sein.
Followistic weiß, was Leser wünschen
Nicht nur Journalisten haben mit einem Überangebot an Informationen zu kämpfen, für Leserinnen und Leser gilt das genauso. Dabei interessieren sich viele von ihnen nur für bestimmte Themen, wissen aber nicht, wann und wo entsprechende Berichte zu finden sind. Dank Followistic ist das nun kein Problem mehr. Über ein Widget, platziert unter einem Onlinebeitrag, lassen sich Stichworte markieren, zu denen man gern weitere Artikel lesen möchte. Man hat die Wahl, ob man über diese Artikel dann sofort bei Erscheinen informiert wird, oder gebündelt zum Beispiel einmal die Woche.
Vanessa Naumann von Followistic
Vanessa Naumann, die eine Gründerin von Followistic, hat einige Jahre als Projektmanagerin gearbeitet und vor gut zwei Jahren den Web Summit in Lissabon besucht. Spontan verliebte sie sich in die Stadt und fand dort überraschend schnell eine Wohnung und einen Job. In Lissabon lernte sie auch Jorge Pereira kennen, ihren Mitgründer. Im März 2019 fiel der offizielle Startschuss für Followistic, das bereits einige Erfolgszahlen aufweisen kann. So haben weltweit schon rund 350.000 Personen ihr Interesse an ausgewählten Themen bekundet und über 47 Millionen passende Benachrichtigungen erhalten. Für Medienunternehmen ist das Verfahren besonders attraktiv, weil es bei der Kundenbindung an eine Webseite laut Followistic fünfmal effektiver ist als andere Maßnahmen. Auch können sie analysieren, was Leser besonders interessiert, und ihr redaktionelles Angebot darauf ausrichten.
Spaii Labs ist ein Datenlabor für Online-Medien
Leser besser zu verstehen und zu erreichen ist auch das Ziel von Spaii Labs aus Barcelona. Der Gründer Xavier Alabart denkt gern groß und startete seine Karriere in der Raumfahrtindustrie. Dann wurde ihm bewusst, wie wichtig Marketing ist, um große Dinge auch wirklich groß rauskommen zu lassen, und wechselte in diese Branche. Bei Spaii Labs und seinem insgesamt fünfköpfigen Team herrscht ein experimentierfreudiger Geist, wie in einem echten Labor. Hantiert wird hier allerdings nicht mit irgendwelchen Chemikalien, sondern mit Daten. Sie dienen beispielsweise dazu herauszufinden, wie Leser zu Abonnenten werden können und wie dafür eine Paywall konzipiert sein sollte.
Xavier Alabart von Spaii Labs
Am besten lassen sich zahlende Kunden mit für sie besonders relevanten und interessanten Inhalten anlocken. Deshalb entwickelt Spaii Labs eine Software, die in Echtzeit analysiert, welche Artikel in welchen Zielgruppen besonders gut ankommen, und umgehend passende Online-Werbung veranlasst. Xavier legt bei seiner Arbeit besonderen Wert auf eine gute Balance zwischen der Datenanalyse und der menschlichen Komponente. Journalisten sollen sich auf ihre Story konzentrieren können und sich nicht mit Vorgaben zur Suchmaschinenoptimierung herumschlagen müssen. Während der Projektphase mit einer spanischen Tageszeitung hat das auch schon ordentlich geklappt. Für 2020 steht die Kommerzialisierung auf der Agenda, da kann der next media accelerator mit seinem Netzwerk natürlich wertvolle Hilfe leisten.
Den ersten Teil unserer Serie über Batch 10 vom next media accelerator könnt ihr hier nachlesen.
Für die weltweite Kreativ- und Digitalszene ist das SXSW Festival in Austin, Texas vom 13. bis 22. März ein absoluter Höhepunkt. Die deutsche Delegation ist eine der größten überhaupt und Hamburg Startups spielt dabei seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. Auch dieses Jahr werden wir wieder ausführlich berichten und stellen heute die Teilnehmer aus Deutschland vor, die bei einem der prestigeträchtigen Wettbewerbe von SXSW dabei sind. Erfreulich: Hamburg ist hier besonders gut vertreten!
Zwei Münchner Startups treten beim SXSW Pitch an
Der wichtigste Wettbewerb für Startups bei South by Southwest ist zweifellos der SXSW Pitch. Unvergessen der Erfolg von Tinnitracks im Jahr 2015. Tatkräftig unterstützt von Hamburg Startups, war das der erste Sieg für einen deutschen Teilnehmer überhaupt. 2020, bei der inzwischen 12. Ausgabe, treten wieder 50 Bewerber in zehn Kategorien an. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt dabei zwei Jungunternehmen aus München, die wir hier kurz vorstellen möchten.
Bei Artisense gibt es zusätzlich einen direkten Hamburg-Bezug, denn dieses Startup gehörte zum dritten Batch des Airbus BizLab nahm Ende 2017/Anfang 2018 in der Hansestadt am Förderprogramm dieses Accelerators teil. In der Kategorie „Artificial Intelligence, Robotics & Voice“ bewirbt sich Artsense mit einer Lösung für die Echtzeit-Lokalisierung und Navigation von autonomen Fahrzeugen und Robotern. Seine ersten Erfolge hatte das Unternehmen mit der Erstellung komplexen 3D-Grafiken, daher spielt die Verarbeitung von Bilddaten auch bei dem neuen Produkt eine wichtige Rolle, genau wie künstliche Intelligenz.
Das Team von Holoride (Foto: TOBIASSAGMEISTER@ICLOUD.COM)
Für die Kategorie „Augmented and Virtual Reality“ hat sich Holoride qualifiziert. Das Münchner Team verwandelt langweile Autofahrten in Reisen in fantastische Welten. Dabei kombiniert es Navigations- und Fahrzeugdaten mit den kreativen Potenzialen der Virtual Reality (VR) und umgeht dabei ein lästiges Problem dieser Technologie. Häufig stehen nämlich die reale Bewegung und Geschwindigkeit mit der in der VR-Erfahrung nicht im Einklang, die Folge: Übelkeit. Bei Holoride passiert das nicht, hier entspricht das Reisetempo exakt dem in der virtuellen Realität. Für Beifahrer eine tolle Möglichkeit sich die Zeit zu vertreiben, für Fahrer selbstverständlich nicht.
Vier Chancen für Hamburg bei den Innovation Awards
Ein Klassiker im Programm von SXSW sind die Innovation Awards, die bereits zum 23. Mal vergeben werden. In 13 Kategorien stellen jeweils fünf Kandidaten ihre innovativen und kreativen Projekte vor. Die Konkurrenz aus den USA und aller Welt ist groß, daher ist es besonders bemerkenswert, dass es gleich vier Hamburger Einreichungen ins Finale geschafft haben.
Doppelt vertreten ist die Hamburger Werbeagentur Jung von Matt. In der Kategorie „AI & Machine Learning“ ist sie mit dem Projekt Rebuilt From Memories vertreten, das zusammen mit Instagram ins Leben gerufen hat. Weite Teile der syrischen Stadt Aleppo sind im Krieg zerstört worden, viele historische Gebäude existieren nur noch auf Fotos. Rebuild von Memories nutzt nun solche Fotos, um aus ihnen 3D-Modelle beispielsweise der Umayyaden-Moschee zu erstellen. So bleiben diese Gebäude zumindest in virtueller Form für kommende Generationen erhalten.
Mit einem ganz anderem Thema ist Jung von Matt in der etwas gewöhnungsbedürftig titulierten Kategorie „Speculative Design“ dabei. Protegé ist die erste Unterwäsche mit eingebauter Alarmanlage. Was zunächst etwas kurios klingt, hat durchaus einen ernsten Hintergrund. Die von der Unterwäschemarke AIKYOU entwickelten Slips enthalten ein spezielles Garn, das mit einer App korrespondiert. Wird dieses Garn bei einer Vergewaltigung zerrissen, alarmiert die App die Polizei und übermittelt auch den genauen Tatort.
In der Kategorie „Student Innovation“ hat die Hamburger Dependance der Miami Ad School gleich zwei Eisen im Feuer. Safe ID ermöglicht es Opfern häuslicher Gewalt. per Smartphone auf sichere Weise Kontakt mit der Polizei aufzunehmen. Wie das funktioniert, zeigt das Video oben. Ebenfalls ein ernstes Anliegen hat das Projekt True Type Freedom (.TTF) by Monotype. Es will Menschen in China freien Zugang zum in weiten Teilen zensierten und kontrollierten Internet ermöglichen. Dabei nutzt es die chinesische Schrift und bringt auf diese Weise versteckte Botschaften unter, die Zensoren nicht automatisch entschlüsseln können.
Hamburg Startups begleitet die deutsche Delegation bei SXSW
Seit 2014 sorgen wir von Hamburg Startups dafür, dass Startups beim South by Southwest Festival (SXSW) in Austin, Texas zeigen können, was sie drauf haben. Vom 13. bis 22. März 2020 wird Austin wieder zum Nabel der Kreativ- und Digitalwelt. Traditionsgemäß gehört die deutsche Delegation zu den stärksten. Dank der Unterstützung unserer Partner von Hamburg Invest, Baden-Württemberg International, der Sutor Bank und Vast Forward erhalten insgesamt fünf Startups einen Platz in unseren WGs, das Festivalticket und Zugänge zu exklusiven Events. Wir berichten vorab und exklusiv vor Ort über das Festival und setzen den Fokus auf die Erfolge und Erlebnisse der deutschen Teilnehmer.
Neu in Austin dabei ist german.innovation, ein offenes kollaboratives Netzwerk, gegründet mit dem Ziel, innovative Kreative, Gründerinnen und Gründer, Unternehmen und Wissenschaftler zu stärken und zu vernetzen. Der Auftritt wird ermöglicht durch das Engagement und die finanzielle Unterstützung der Städte Hamburg und München, der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie zahlreicher Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Wie komme ich zum SXSW Festival nach Austin, Texas? Was nehme ich mit, was ziehe ich an? Und wie nutzte ich das überwältigende Programm am besten aus? Fragen über Fragen, die wir bei einem Infoabend beantwortet haben. Und in diesem Beitrag beantworten.
Wenn es um die besten Tipps für das beste SXSW-Erlebnis geht, gibt es kaum eine bessere Expertin als Sanja Stankovic, eine der Gründerinnen von Hamburg Startups. Seit vielen Jahren besucht sie die weltgrößte Kreativ- und Digitalkonferenz, steht in engem Kontakt mit den Organisatoren und hat zahlreichen Vertretern aus Startups und etablierten Unternehmen Türen geöffnet, die ihnen sonst verschlossen geblieben wären. Am Mittwoch berichtete Sanja zusammen mit Hartmut Giesen von der Sutor Bank und Veronika Reichboth von der Startup-Unit von Hamburg Invest bei einer Infoveranstaltung im betahaus von ihren Erfahrungen und wir fassen hier die wichtigsten Punkte zusammen.
Diese drei fahren nach Texas: Sanja Stankovic (Hamburg Startups), Veronika Reichboth (Hamburg Invest) und Hartmut Giesen (Sutor Bank) gaben ihre SXSW-Erfahrungen weiter.
Einreisebestimmungen für die USA
Weit verbreitet ist die Ansicht, der Reisepass müsse noch mindestens sechs Monate über das Abreisedatum hinaus gültig sein. Das ist allerdings nicht mehr der Fall. Für Deutschland und einige andere EU-Länder genügt eine Gültigkeit, die lediglich den gesamten Aufenthaltszeitraum abdecken muss. Aber: Einige Fluggesellschaften sind da strenger als die US-Behörden selbst, es empfiehlt sich also, die entsprechende Info bei seiner Airline einzuholen. Zwingend vorgeschrieben ist in jedem Fall der ESTA-Antrag. Er kostet 14 US-Dollar und gilt für zwei Jahre. Eine Beantragung ist bis zu 72 Stunden vor Abflug möglich, sicherer ist es allerdings, das schon früher zu erledigen. Also am besten sofort, und zwar hier.
Das gehört in mein SXSW-Gepäck
In den Reisekoffer gehören unbedingt bequeme Schuhe, denn die Laufwege sind lang in Austin. Bei der Bekleidung empfiehlt sich der Zwiebellook. Im März kann es noch empfindlich kalt sein, aber auch bis zu 30 Grad Celsius warm werden. Zudm ändert sich das Wetter innerhalb eines Tages manchmal rasant, man sollte also auf Regen wie auf Sonnenschein stets vorbereitet sein. Deshalb gehört auch Sonnencreme ins Gepäck, ebenso eine Powerbank für das Handy und Adapter für die US-Steckdosen. Und im Zeitalter allumfassender Digitalisierung erfüllt die gute, alte Visitenkarte nach wie vor ihren Zweck, also davon gern einen kleinen Vorrat mitnehmen.
So nutze ich das Programmangebot optimal aus
Zunächst benötigt natürlicher jeder, der das Programm von SXSW erleben will, eine Eintrittkarte, in Austin Badge genannt. Die gibt es in verschiedenen Kategorien. „Platinum“ ermöglicht priorisierten Zugang zu allen Events, bei „Interactive“, „Music“ und „Film“ gilt das nur für die Programmelemente des jeweiligen Programmteils. Wenn noch Platz ist kommt ihr aber auch bei anderen Events rein. Habt ihr euch das Badge eurer Wahl besorgt, solltet ihr euch auch unbedingt bei SXSW Social registrieren. Das hilft dabei, andere Teilnehmer zu finden und selbst gefunden zu werden. Ladet dort auch ein schönes Foto von euch hoch, denn das wird dann auf dem Badge zu sehen sein, das ihr die ganze Zeit um den Hals hängen wird. Und tauscht bitte das Band nicht aus, das würde die Sponsoren verärgern und euch würde der Zugang verweigert.
Lange Schlangen gehören bei SXSW dazu, hier im Austin Convention Center.
Eine absolute Zugangsgarantie gibt es sowieso nicht. Bei den beliebtesten Events bilden sich früh lange Schlangen und irgendwann ist auch der größte Saal voll. Deshalb ist eine genaue Planung sinnvoll. Eine gute Hilfe ist da die App SXSW GO, mit der sich das riesige Angebot ordnen lässt. Sie zeigt auch an, wie stark eine Location bereits ausgelastet ist, und gibt die Möglichkeit, sich einen Fast Pass zu sichern. Der garantiert tatsächlich den Zugang, ist aber auch immer rasend schnell ausgebucht. Ein guter Tipp ist da, sich schon lange vor dem gewünschten Event in den Veranstaltungsraum zu setzen. Ist beispielsweise ein Obama für 16 Uhr angesetzt und der Speaker um 14 Uhr nicht ganz so prominent, kommt man dann höchstwahrscheinlich problemlos rein und bleibt einfach. Vielleicht macht man dabei sogar eine echte Entdeckung.
Mobil sein in Austin
Fast noch wichtiger als das offizielle Programm sind die zahllosen Möglichkeiten zum Netzwerken, die SXSW bietet. Darauf gehen wir demnächst in einem gesonderten Beitrag noch genauer ein. Auf jeden Fall ist man ständig unterwegs und sollte dafür die verschiedenen Mobilitätsangebote nutzen. Die wichtigsten Locations in der City lassen sich wie gesagt mit gutem Schuhwerk zu Fuß erreichen. Seit 2019 eine Alternative sind die E-Scooter, in der manch Einheimischer allerdings auch eine Plage sieht. Wer seine Unterkunft etwas außerhalb gefunden hat oder einmal mehr von Texas als nur Austin kennenlernen möchte, kann sich ein Auto mieten, am besten schon von Deutschland aus, dann wird es deutlich billiger. Aber Achtung, Teile der Innenstadt werden zumindest zeitweise gesperrt und die Parkplatzsuche ist kein Vergnügen. Eine stets schnell verfügbare Alternative sind Fahrdienste wie Uber und Lyft.
E-Scooter sind auch in Austin allgegenwärtig.
Das soll es für heute gewesen sein mit unseren Tipps und Tricks für SXSW. Wir melden uns aber bald wieder, unter anderem mit tollen neuen Programmangeboten, die Deutschland in Austin auf die Beine stellt.
Hamburg Startups begleitet die deutsche Delegation bei SXSW
Seit 2014 sorgen wir von Hamburg Startups dafür, dass Startups beim
South by Southwest Festival (SXSW) in Austin, Texas zeigen können, was
sie drauf haben. Vom 13. bis 22. März 2020 wird Austin wieder zum Nabel
der Kreativ- und Digitalwelt. Traditionsgemäß gehört die deutsche
Delegation zu den stärksten. Dank der Unterstützung unserer Partner von
Hamburg Invest, Baden-Württemberg International, der Sutor Bank und Vast
Forward erhalten insgesamt fünf Startups einen Platz in unseren WGs,
das Festivalticket und Zugänge zu exklusiven Events. Wir berichten vorab
und exklusiv vor Ort über das Festival und setzen den Fokus auf die
Erfolge und Erlebnisse der deutschen Teilnehmer.
Neu in Austin dabei ist german.innovation, ein offenes kollaboratives
Netzwerk, gegründet mit dem Ziel, innovative Kreative, Gründerinnen und
Gründer, Unternehmen und Wissenschaftler zu stärken und zu vernetzen.
Der Auftritt wird ermöglicht durch das Engagement und die finanzielle
Unterstützung der Städte Hamburg und München, der Bundesländer
Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz sowie zahlreicher
Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft.